Vitalstoffe

Vitalstoffe und Orthomolekulare Medizin: sinnvoll oder überflüssig?

Informationen aus der Naturheilpraxis René Gräber

René Gräber
René Gräber

Der Einsatz von Vitalstoffen in der orthomolekularen Medizin wird trotz aller gegenläufigen Meinungen von Therapeuten zunehmend in der Patientenbehandlung genutzt.

Doch ist dieses Verfahren auch wirksam?

Mit orthomolekularer Medizin ist die Behandlung von Krankheiten durch Vitalstoffe gemeint. Das Fachwort “orthomolekular” meint “richtig versorgt mit Nährstoffen” und wurde 1968 von dem amerikanischen Biochemiker Professor Linus Pauling eingeführt.

Er betonte die antioxidative Wirkung vieler Vitamine, die den Körper vor Schäden bewahren können. Heute wissen wir, dass Homocystein dabei eine Hauptrolle spielt. Die Aminosäure kommt nicht in Proteinen vor, sondern ist ein Stoffwechselzwischen-Produkt, das die Innenwände der Blutgefäße beschädigt. Die resultierende Arteriosklerose behandeln Ärzte dann medikamentös.

Allerdings wird die orthomolekulare Medizin gerade von Ärzten, die ausschließlich auf die neuen und sich weiter entwickelten Produkte der Pharmaindustrie setzen, äußerst argwöhnisch betrachtet und nicht ganz ernst genommen.

Dennoch findet die Verwendung von Vitalstoffen zur Vorbeugung und Heilung auch (wenn auch langsam) Einzug in die Schulmedizin. Vor allem als Nahrungsergänzung können Vitalstoffe eine konventionelle Therapie begleiten. Vorteile: Diese Behandlung hat wenig Nebenwirkungen und ist preisgünstig.

Effizient in der Prophylaxe

Bewährt haben sich beispielsweise Jod und Selen bei der Vorbeugung gegen Schilddrüsenerkrankungen. In der Schwangerschaft wird Folsäure verordnet, um Fehlbildungen des Embryos vorzubeugen. Kalzium und Vitamin D zur Stärkung der Knochen und Vitamin C zur Vorbeugung gegen Erkältungskrankheiten sind in der Bevölkerung mittlerweile fast selbstverständlich. Hohe Cholesterinwerte können durch kontrollierte Gabe hochdosierten Niacins in den Normalbereich zurückgeführt werden.

Ein Arzt, der auf die orthomolekulare Medizin setzt, würde darüber hinaus das Arteriosklerose-Risiko prüfen, indem er den Homocysteinwert bestimmt und auswertet.

Einem klassischen Schulmediziner stehen diese Optionen zwar auch zur Verfügung, aber entweder kennt er diese Möglichkeiten nicht oder er erspart sich ein „aufklärendes“ Gespräch mit seinem Patienten, welches Zeit kosten würde – Zeit, die ein Arzt nicht bezahlt bekommt.

Er wird seinem Patienten wahrscheinlich gewohnheitsgemäß ein „schulmedizinisches“ Präparat mit dem Wirkstoff Atorvastatin gegen zu hohe Cholesterinwerte verabreichen und die möglichen Nebenwirkungen und Folgeschäden in Kauf nehmen.

Dazu zählen auch Vitamin-Defizite, die Statine zur Folge haben. Diese führen zu einem erhöhten Bedarf an Coenzym Q10 und Vitamin D. Der Effekt stellt bei Medikamenten keineswegs eine Ausnahme dar.

Pharmaka gegen zu viel Magensäure (Antazida) verhindern die Resorption von gleich 3 Vitaminen (Folsäure, Vitamin B12, Vitamin D) und Magnesium. Die Liste der Vitalstoffräuber muss hier unvollständig bleiben. Als Beispiele mögen aber genannt sein: Antirheumatika (Folsäure), Antidiabetikum Metformin (Vitamin B12, Folsäure) und Corticosteroide (Vitamin C, Vitamin D, Calcium). Harntreibende Mittel (Diuretika) schwemmen vor allem Elektrolyte und Spurenelemente aus, aber aber auch Vitamine wie Folsäure.

Die “klassische Pharmaindustrie” scheint der natürliche Gegner der orthomolekularen Medizin zu sein, allein schon deshalb, weil sie von der Alternativmedizin (die auf Naturstoffe setzt) kaum profitieren kann: Vitalstoffe lassen sich nicht patentieren, was aber eine Voraussetzung für eine aus wirtschaftlicher Sicht erfolgreiche Vermarktung wäre.

Im Gegensatz dazu steht der im oben genannten Beispiel angesprochenen Wirkstoff Atorvastatin weit oben auf der Liste der Cholesterinsynthese-Hemmer und hat der Pharma-Industrie allein im Jahr 2003 einen Umsatz von einer halben Milliarde Euro beschert.

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Information zu Vitalstoffen…

Viele Vitalstoffe sind unentbehrliche Bestandteile der Nahrung, zum Beispiel:

Der Mensch braucht sie für eine Vielzahl von Stoffwechselvorgängen und muss sie regelmäßig zu sich nehmen, um gesund zu bleiben. Fehlt nur eine dieser rund 45 lebenswichtigen Substanzen, so kommt es früher oder später zu Mangelerscheinungen, die die Entwicklung bestimmter Krankheiten begünstigen können. Bekannte Vitamin-Mangelerkrankungen sind zum Beispiel der Skorbut (Vitamin C-Mangel) und Beri-Beri (Vitamin-B1-Mangel).

Aber es gibt noch zahlreiche weitere Mangelerscheinungen, die vielleicht nicht so deutlich in Erscheinung treten, aber trotzdem viele schädliche Folgen für die Betroffenen haben. Bei chronisch suboptimaler Vitalstoff-Versorgung kommt es zu Erkrankungen aus dem Kreis der sogenannten Zivilisationskrankheiten. Sehr weit verbreitet in Europa ist zum Beispiel ein Vitamin-D-Mangel.

Die Nationale Verzehrsstudie II der Bundesregierung  beziffert den Anteil der Inländer in Deutschland, die mit dem Vitalstoff mangelversorgt sind, auf mindestens 82 % bei Männern und sogar auf 91 % bei Frauen. Zwar sind dies oft nur unterschwellige Hypovitaminosen, die jedoch schweren Herzschäden und  Osteoporose Vorschub leisten. Laut der Studie verzehren viele Menschen in Deutschland weitere Vitamine in unzureichendem Maße. 26 % aller Frauen und immerhin 8 % der Männer nehmen zu wenig Vitamin B12 auf. Das könnte einer der Gründe sein, warum Demenz-Erkrankungen und Schlaganfälle immer mehr zunehmen. Erstaunlich hoch ist auch der Anteil der Menschen mit einem Defizit an Vitamin C (rund 30 %) und Folsäure (rund 80 %).

Zu gering ist in Deutschland auch der Verzehr von Elektrolyten und Spurenelementen. Fast 60 % der Frauen führen ihrem Körper zu wenig Eisen zu und immerhin 14 % der Männer. Im Jod-Mangelland Deutschland nehmen die Menschen auch nicht ungenügende Mengen des Halogens auf. Wer unjodiertes Salz verwendet, hat hierzulande mit hoher Wahrscheinlichkeit Jod-Mangel.

Der Anteil dieser Menschen beträgt laut der Studie um die 97 %. Ist das Salz in der häuslichen Küche mit Jod angereichert, ist die Versorgung oft trotzdem unzureichend. Dies betrifft 53 % der Männer und 28 % der Frauen. Mangelhaft ist auch die Zufuhr von Magnesium (Frauen: 29 %, Männer: 26 %) und Calcium.

Insgesamt zu wenig essen die Menschen in Deutschland freilich nicht. Die eigentliche Plage sind schließlich Zivilisationskrankheiten, die eher auf zu reichhaltige Ernährung zurückzuführen sind. Doch offensichtlich versorgen sich viele Menschen in Deutschland qualitativ minderwertig. Auch dies erscheint seltsam, können wir doch immer mehr Sorten Obst und Gemüse kaufen.

Doch die tropischen Köstlichkeiten werden meistens in unreifem Zustand geerntet und konnten ihren optimalen Vitamin-Gehalt noch gar nicht anreichern. Auch unsere heimischen Produkte sind immer ärmer an Vitalstoffen. Während der langen Lagerungszeiten hat sich ein Großteil der Vitamine abgebaut.

Besonders leicht eignen sich diejenigen Menschen an, die überwiegend verarbeitete Lebensmittel verzehren. In diesen Zubereitungen sind viele Vitamine in nur sehr geringen Konzentrationen enthalten.

Nicht nur Vitamine sind wertvolle Vitalstoffe

Die Kenntnisse über eine große Anzahl weiterer gesundheitsfördernder Stoffe haben in den letzten Jahren stark zugenommen. Auch diese werden im Rahmen einer gesunden Ernährung regelmäßig aufgenommen. Dazu zählen besonders die sekundären Pflanzenstoffe, wie zum Beispiel Beta-Carotin in Möhren oder der Tomatenfarbstoff Lycopin. Ebenfalls positive gesundheitliche Wirkungen kommen den Probiotika zu, die seit einigen Jahren zunehmend Milchprodukten zugesetzt werden. Und die neuesten Forschungen berichten auch über Glyconährstoffe.

Die letzten Jahre brachten einen großen Wissenszuwachs auf dem Gebiet der Ernährungsmedizin und Mikronährstoffe. Nicht nur ein ausgeprägter Mangel, sondern bereits eine leichte Unterversorgung können die Leistungsfähigkeit einschränken, Alterungsprozesse fördern und Risikofaktoren für die Entstehung chronischer Erkrankungen darstellen. Im Umkehrschluss bedeutet das: Wer für eine ausreichende Versorgung mit allen wichtigen Mikronährstoffen sorgt, lebt länger, besser und gesünder.

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Wissenschaftliche Untersuchungen belegen außerdem den Stellenwert der Mikronährstoffe als aktiven Beitrag zur Gesundheit und im Bereich der adjuvanten Therapie.

Besonders unsere Wohlstandsgesellschaft trägt zur Zunahme von durch Ernährung beeinflussbaren Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Arteriosklerose, Krebs, Osteoporose oder neurodegenerativen Erkrankungen bei.

Doch nicht nur schlechte Nahrung erhöht den Vitamin-Bedarf, sondern auch viele Medikamente erzeugen ein Defizit an Vitalstoffen. Menschen, die Antihypertonika, (wie Beta-Blocker) Antirheumatika oder Cholesterinsenker (wie Statine) einnehmen, müssten immer auch eine gezielte Vitamin-Supplementierung erhalten. Dies geschieht jedoch in den meisten Fällen nicht.

Umstrittene Studien

Aber mit diesen wissenschaftlichen Untersuchungen ist das so eine Sache – gerade im Bereich der Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel.

Im Jahr 2009 waren besonders viele Artikel in der Presse zu lesen, die vor der Einnahme von Vitaminen warnten. Dabei bezogen sich die meisten dieser Beiträge auf eine sog. Meta-analytische Studie des Cochrane Centers Kopenhagen, eine sehr fragwürdige Untersuchung voller Merkwürdigkeiten.

Trotz dieser Panikmache liegen ausreichende Studien zu den positiven Wirkungen der Vitalstoffe vor: So kann das Herz- und Gefäßrisiko gesenkt werden, Schmerzen oder schädliche Homocysteinspiegel können korrigiert werden. Auch die Volkskrankheit Bluthochdruck lässt sich positiv beeinflussen.

Bessere Abwehrkräfte dienen der Selbstheilung

Die orthomolekulare Medizin kann aber noch mehr: Steigern Sie Ihre Immunabwehr, Abwehrzellen und Antikörper-Produktion mit den richtigen Vitalstoffen und Sie haben bis zu fünfmal weniger Infekte.

Des weiteren können Sie viele „konventionelle“ Therapien mit Vitalstoffen und Antioxidantien unterstützen – ebenso wie mit den Schüssler-Mineralstoffen (die zwar keine klassischen Vitalstoffe sind, aber in diesem Sinn angewendet werden können).

Selbstverständlich sollten Sie dabei immer wissen, was Sie gerade einnehmen und warum. Einfach nur auf Verdacht eine Pille zu schlucken, funktioniert nur in den wenigsten Fällen.

Können hochdosierte Multivitamin-Präperate auch schaden?

Einige Hinweise zur Einnahme gebe ich Ihnen in den Artikeln zu den einzelnen Stoffen. Ich empfehle Ihnen aber, das immer mit jemandem zu besprechen, der sich damit auskennt, sonst kann die Supplementierung mehr schaden als nützen. Viele Menschen mögen Multivitamin-Präparate für eine gute Lösung zu halten, um sich optimal mit allen lebenswichtigen Vitalstoffen zu versorgen. Doch auch Vitalstoffe üben untereinander Wechselwirkungen aus.

So kann Vitamin B6 zu Zink-Mangel führen und sollte daher nur bei einer echten Hypovitaminose supplementiert werden. Vitamin B12 kann ohne die gleichzeitige Gabe von Vitamin B7 (Biotin) gar nicht wirken. Daher ist immer die gleichzeitige Gabe beider Vitalstoffe erforderlich.

Beachtet werden muss auch, dass die meisten Vitamine in verschiedenen Varianten auftreten. Vitamin E kommt in 8 verschiedenen Formen vor, unter denen γ-Tocopherol und δ-Tocotrienol die wirksameren Vitalstoffe sind. Die Supplementierung von Vitamin E als D-α-Tocopherol kann den Spiegel anderer Vitamine senken. Die Supplementation mit D-α-Tocopherol wurde lange für vordringlich erachtet, weil dessen Blutkonzentration sehr gering ist. Grund dafür ist aber keine Mangel-Erscheinung, sondern die schnellere Aufnahme in die Zellen.

Auch die antioxidative Wirkung von Vitalstoffen muss genau kalkuliert werden. Freie Radikale schädigen den Organismus, indem sie biologische Verbindungen oxidieren. Diesen Prozess können Antioxidantien dadurch verhindern, dass sie sich als „Ersatz-Reaktions-Partner“ anbieten.

Damit werden die Vitalstoffe aber selber zu Radikalen, die ebenfalls aggressiv wirken, wenn sie nicht zur Ausgangs-Substanz reduziert werden. Dazu wiederum sind andere Antioxidantien erforderlich.

So entsteht eine Reaktions-Kette, die lückenlos funktionieren muss, um den Schutz-Effekt sicherzustellen. Ein unbedachter Schrotschuss mit Kombi-Präparaten stört diese empfindliche Balance.

Zu berücksichtigen ist dies beispielsweise bei den Vitaminen A, C, E und Ubichinon sowie einigen Spuren-Elementen wie Kupfer, Mangan und Selen. In den „sterilen“ Präparaten fehlen die sekundären Pflanzenstoffe, die in Obst und Gemüse enthalten sind. Die biogenen Verbindungen reihen sich in die Redox-Kette ein, an deren Ende wieder funktionsfähige Antioxidantien stehen.

Sind Überdosierungen generell bedenklich?

Auch überdosierte Vitamine können erhebliche Schäden anrichten. Nicht alle dieser Vitalstoffe werden einfach über die Nieren ausgeschieden. Beta-Carotin (Provitamin A) ist dann riskant, wenn in den Lungen eine hoher (normaler) Sauerstoff-Partialdruck vorherrscht.

Der Vitalstoff oxidiert bei diesen Bedingungen zu Aldehyden, die die DNA angreifen und so Krebs auslösen können.

Entdeckt wurde dies von Wissenschaftlern, die der Frage nachgingen, warum hochdosierte Carotinoide zu Bronchial-Krebs führen. Die Schlussfolgerung ist, dass diese Provitamine nur bei niedrigem Sauerstoffgehalt in den Lungen die wünschenswerte Wirkung hat.

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P.S.: Sie finden auf dieser Webseite viele interessante Artikel. Aktuelle Beiträge finden Sie auch bei mir im Vitalstoffmedizin Blog.

P.P.S.: Erwähnen möchte ich noch, dass ich mit keinem Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln in Verbindung stehe. Ich bin kein Mitglied von Organisationen, die den Absatz solcher Mittel fördern. Die hier veröffentlichten Beiträge entsprechen meiner Erfahrung und meiner derzeitigen Kenntnis. Mehr dazu auch in den Nutzungshinweisen.

Beitragsbild: 123rf.com – kerdkanno

René Gräber

René Gräber

Seit 1998 bin ich in eigener Naturheilpraxis tätig und begleite seitdem Patienten mit den unterschiedlichsten Beschwerden und Erkrankungen. Dabei spielen zahlreiche Vitalstoffe in der Behandlung eine Rolle, die in zahlreichen Fällen enorm helfen können.

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