Probiotika

Probiotika und Präbiotika – Fakten, Wirkung und Therapie

Informationen aus der Naturheilpraxis René Gräber

René Gräber
René Gräber

In diesem Grundsatzbeitrag zu Probiotika will ich die wichtigsten Fragen dazu beantworten und am Ende auch Tipps geben, wie man gute Probiotika erkennent. Ich gehe diesen Beitrag durchaus “wissenschaftlich” an; darüberhinaus verfüge ich über 25 Erfahrung im Einsatz von Probiotika bei Patienten mit unterschiedlichsten Beschwerden. Also los geht´s…

Was sind Probiotika

Zuerst einmal der Begriff selbst: Der Begriff „Probiotika“ leitet sich vom Griechischen „pro bios“ ab, und das bedeutet „für das Leben“. (Der begriffliche Gegensatz ist übrigens „Antibiotika“, also „gegen das Leben“, aber das nur nebenbei.)

Probiotika sind bestimmte Bakterien, die in ausreichender Menge lebend in den Darm gelangen und sich hierbei positiv auf die menschliche Gesundheit auswirken.

  • Bakterien im Darm?
  • Und das soll gut sein?

Aber ja sicher!

Was einigen (auch manchen Ärzten) überhaupt nicht bewusst ist: Der menschliche Darm beinhaltet etwa zehnmal mehr Bakterien, als unser gesamter Körper Zellen besitzt.

Präbiotika sind Stoffe, die positive Keime beim Wachstum unterstützen. Zu diesen, fast ausschließlich organischen Verbindungen, zählen viele Ballaststoffe.

Ein Erwachsener trägt etwa ein Kilogramm „gesunder“ Bakterien in seinem Darm herum.

Diese Kleinstlebewesen bilden die sogenannte Darmflora, die uns vor Krankheiten schützt und einen ganz zentralen Teil des Immunsystems darstellt. Ist die Darmflora durch schlechte Ernährung, „Schlacken“ und Umweltgifte (Pestizide, Schwermetalle) beschädigt, droht eine ganze Reihe von teils schweren Krankheiten. Umgekehrt können solche Gesundheitsschäden ihrerseits zu Veränderungen der Darmflora führen. Denn es besteht nach neueren Erkenntnissen ein Zusammenhang zwischen dem Zustand der Darmflora und Organ-Schäden.

Zu den Medikamenten, die das Darm-Mikrobiom auf diesem Wege erheblich beeinträchtigen, zählen beispielsweise Antibiotika (wir erinnern uns an die Wortbedeutung…), Chemotherapeutika und Schmerzmittel wie Paracetamol. Im Falle einer Leberfibrose können sogar Darm-Bakterien in die Leber einwandern und dort Entzündungen hervorrufen.

Die Wirkstoffe fast aller Medikamente zeitigen nicht nur toxische Nebenwirkungen, sondern auch deren Abbau-Produkte sind schädlich. Diese Umwandlungs-Prozesse laufen in der Leber ab, die von den toxischen Verbindungen am stärksten in Mitleidenschaft gezogen wird. Kurzzeitige oder niedrige Belastungen kann das Stoffwechsel-Organ verkraften, aber im Extrem-Fall können bleibende Schäden entstehen.

Auch die Nieren werden von vielen Medikamenten angegriffen. Bis zu einem Viertel der stationär behandelten Patienten mit Nierenstörungen hat sich die Erkrankung durch die Einnahme von Pharmaka zugezogen. Eine Medikamenten-Gruppe, die hier besonders hervorsticht, sind Chemotherapeutika. So beobachteten Ärzte nach der Anwendung von Cisplatin sowohl Nierenschäden als auch eine gestörte Darmflora. Reduziert war die Population von Oscillibacter, Blautia und Keimen aus der Gruppe der Firmicutes. Ungewöhnlich hoch war hingegen die Besiedlung von Alloprevotella und Bilophila sowie Zellen aus den Gruppen von Sutterellaceae, Bacteroides und Bacteroidetes sowie Deferribacteres.

Nachgewiesen ist auch eine Veränderung der Darmflora durch das Chemotherapeutikum Irinotecan. Das Mittel erhöht die Besiedlung mit Arten der Gattungen Clostridium und Staphylococcus sowie das Vorkommen von Escherichia coli.

Die Verbesserung der Darmflora kann nicht nur die Nebenwirkungen von Medikamenten lindern, sondern auch dafür sorgen, dass sie besser wirken.

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Die Darmflora ist lebenswichtig

Diese Erkenntnis ist noch relativ jung. Als im Jahr 1885 die ersten Bakterien im menschlichen Darm entdeckt wurden, war das zunächst ein Schock. Schließlich kannte man nur gefährliche, krankmachende und todbringende Bakterien. Dass es auch andere, „gesunde“ Bakterien gibt, die uns vor den krankmachenden Erregern schützen, das stellte sich erst Jahrzehnte später heraus.

Und so sind die „guten“ Bakterien, die in uns leben, erst relativ spät in den Blickpunkt der Schulmedizin gerückt. Erstaunlich ist dabei: In der Tierhaltung der Landwirtschaft sind Probiotika längst etabliert und als effektive Mikroorganismen bekannt. Mit der Übertragung dieser Erkenntnisse auf die menschliche Gesundheit tut sich die Schulmedizin jedoch weiterhin sehr schwer.

Die wichtigsten Probiotika

Probiotika sind vor allem durch die Zugabe in sogenannten “probiotische Lebensmittel” bekannt geworden. Die meisten er Produkte enthalten die Milchsäurebakterien Lactobacillus acidophilus und Lactobacillus casei. Diese beiden Bakterienstämme sind weniger säureempfindlich als zum Beispiel Lactobacillus delbrueckii subsp. bulgaricus und Streptococcus oder Streptococcus thermophilus, die normalerweise zur Herstellung von Joghurt verwendet werden. Bevor ein Mikroorganismus jedoch das “Gütesiegel” Probiotikum erhält, muss dieser verschiedene Kriterien erfüllen. Prof. Peter Koflach, Vorstand des AKH Wels in Österreich erklärt:

“So muss er ein nichtpathogener, lebender, exakt beschriebener Keim humanen Ursprungs sein und sich resistent gegen Magensäure und Galle zeigen. Sind dann klinische Studien vorhanden, die dessen Wirkung belegen, sind alle Anforderungen erfüllt.”

Die Besonderheit all dieser Stämme ist, dass diese nicht an ihrer selbst hergestellten Milchsäure sterben. Lactobacillus acidophilus und Lactobacillus casei haben die Eigenschaft, dass diese auch die sehr saure Umgebung im menschlichen Magen überleben können.

Voraussetzung für die probiotische Wirkung von Lebensmitteln ist, dass die Bakterien den Dickdarm lebend erreichen. Mittlerweile gibt es ausreichend Studien, die belegen, dass die Bakterien dies auch können, wenigstens zum Teil.

Das Problem besteht eher in der dauerhaften Ansiedlung in der Darmmukosa (Darmschleimhaut). Interessanterweise werden diese Bakterien von der sensiblen Immunabwehr des Darms nicht angegriffen, sondern wie körpereigene Zellen behandelt. Zurzeit wird weiter erforscht (zum Beispiel an der Technischen Universität Berlin), wie man möglichst viele der Bakterien bis in den Darm bekommt und diese die starke Säure des Magens überleben.

Probiotische Lebensmittel können zur allgemeinen Gesundheitsförderung eingesetzt werden, vor allem wenn Sie das Gefühl haben, sie tun Ihnen gut. Zur gezielten Krankheitsbekämpfung müssen jedoch andere Probiotika, in komplexerer Zusammensetzung und meist als säureresistente Kapseln, gegeben werden.

Wirkung von Probiotika

In ausreichender Menge tragen Probiotika zu einer stabilen Darmflora und einer gesunden Darmschleimhaut bei und unterstützen das darmeigene Immunsystem.

Studien zeigen, dass Schulkinder bei regelmäßiger Einnahme von Probiotika seltener krank sind.

Des Weiteren können Probiotika auch die Ansiedlung von pathogenen Erregern (Bakterien und Pilze) im Darm unterdrücken (sie konkurrieren um Anheftungsstellen an der Darmschleimhaut). Darüberhinaus besitzen Probiotika auch die Eigenschaft, bestimmte Giftstoffe zu neutralisieren.

Doch die Probiotika zerstören nicht nur körperfremde Giftstoffe, sie machen auch bestimmte menschliche Zytokine unschädlich, die chronische Entzündungsreaktionen hervorrufen können.

Durch die positiven Eigenschaften der Probiotika können zum Beispiel Allergien oder Milchzuckerunverträglichkeit, Histamin-Intoleranz, aber auch Nebenwirkungen von Antibiotika, Chemotherapie oder Strahlentherapie günstig beeinflusst werden. Und auch bei Depressionen wirken Probiotika erstaunlich gut. Zur Prophylaxe von Leberschäden durch Medikamente hat sich die Anhebung der Besiedlung von  Bifidobacterium und Lactobacillus sowie Keimen aus der Gruppe der Clostridiales erwiesen. Grund dafür ist wohl, dass diese Mikroben kurzkettige Fettsäuren (SCFA) produzieren.

Die Verschiebungen innerhalb der Darmflora durch Cisplatin resultieren offenbar aus dem Zusammenhang, der sich aus der Darm-Nieren-Achse ergibt. Nach einer Cisplatin-Medikation konnte gezeigt werden, dass die Gabe des Keims Ligilactobacillus salivarius einer Fehlbesiedlung entgegenwirkt und auch den Bestand der Lactobacillus-Arten erhöhte. Infolgedessen stieg die Konzentration der kurzkettigen Fettsäuren im Darmlumen an. Die Behandlung konnte die Nebenwirkungen von Cisplatin in Grenzen halten. Eine entzündungshemmende Wirkung hatte auch ein Probiotikum mit Lacticaseibacillus rhamnosus, das Nierenstörungen weitestgehend verhindern konnte.

Ein effektiver Nierenschutz nach der Gabe des Antibiotikums Gentamicin erzielte in einer Studie auch ein Probiotikum mit Bifidobacterium bifidum und Lactobacillus delbrueckii subsp. bulgaricus und Lactobacillus acidophilus sowie ein Präbiotikum mit Fructooligosacchariden.

Nierenschäden durch Paracetamol konnten in einer Untersuchung durch ein Präparat mit Lactiplantibacillus plantarum gelindert werden.

Ermutigend sind ebenfalls erste Studienergebnisse zum Einsatz probiotischer Kulturen bei Durchfallerkrankungen auf Reisen (Reisediarrhoe oder auch “Montezumas Rache” genannt), sowie bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Hierzu sagt unter anderem Prof. Miachel Blaut vom Institut für menschliche Ernährung in Potsdam, dass bei bestimmten Formen des Durchfalls eine Verbesserung mit Probiotika erreicht werden kann.

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Verschiedene Ansätze werden erprobt

In jüngster Zeit versuchen einige Wissenschaftler, die Behandlung weiterer Erkrankungen durch Pro- und Präbiotika zu unterstützen. Dazu zählen chronische Darmentzündungen, Arteriosklerose und Herz-Kreislauf- und Autoimmun-Krankheiten. Dabei erwägen die Forscher auch, pathogene Keime in der Darmflora durch Antimykotika und Antibiotika zurückzudrängen.

Erfolgversprechender scheint mir allerdings das Vorhaben, neue Pro- und Präbiotika zu entwickeln. Interessant ist auch der Mikrobiom-Transfer, bei dem eine Stuhlprobe von einem gesunden zu einem kranken Menschen übertragen wird. Inwieweit dies erfolgreich verläuft, hängt wahrscheinlich auch davon ab, auf welche Keimbesiedlung die transplantierte Probe trifft. Einer Studie zufolge soll die Methode bei Colitis ulcerosa bereits geholfen zu haben, nicht aber bei Morbus Crohn. Die Technik konnte in mehreren Untersuchungen auch den Blutzucker bei Diabetes Typ II leicht senken.

Nach meinem Kenntnisstand gibt es allerdings noch zu wenig Studien, um all diese Studienergebnisse für harte Fakten zu halten. Allerdings sind meine Erfahrungen mit Probiotika sehr gut und auch andere Therapeuten berichten sehr viel Vorteilhaftes.

Problem einer Behandlung mit Probiotika

Wenn Sie diesen Artikel bis hierher verfolgt haben, könnten Sie jetzt zur Überzeugung kommen, dass die Einnahme von Probiotika wie das Aussäen von Samen in Ihrem Garten ist. Sie wachsen, vermehren sich, und alles, was Sie tun müssen, ist “säen und füttern”. Aber so funktioniert das leider nicht. Ihr Darmtrakt enthält Tausende von verschiedenen Bakterientypen, ganz zu schweigen von Pilzen und Viren. Es ist ein sehr großes Umfeld – mit viel Konkurrenz.

Ein gar nicht seltenes Problem ist nämlich: wenn man die Einnahme der Probiotika abbricht, zeigt sich, dass die Zahl der dort lebenden Probiotika immer geringer wird. Es sinkt auf ein Ausgangsniveau, das dem vor der Einnahme des probiotischen Präparats entspricht. Die Wirkung hält demnach nämlich nur so lange an, wie das Probiotikum genommen wurde. Ein Effekt den ich im Laufe der Jahre bei zahlreichen Patienten beobachten konnte.

Was das Immunsystem betrifft, so gibt es Studien, die zeigen, dass der Nutzen für das Immunsystem innerhalb weniger Tage nach dem Absetzen der Probiotika abnimmt. Es ist also bedeutsam, eine kontinuierliche Zufuhr dieser gesunden Bakterien aufrechtzuerhalten.

Wie man gute Probiotika findet

Bei der Auswahl eines hochwertigen probiotischen Nahrungsergänzungsmittels rate ich auf folgende Punkte zu achten:

  • Achten Sie auf eine Potenzzahl (koloniebildende Einheiten oder CFUs) von 50 Milliarden oder mehr. Das ist die Anzahl der Bakterien, die pro Dosis abgegeben werden.
  • Angabe der Haltbarkeitsdauer, d. h. der Haltbarkeit der KBEs. Vermeiden Sie Kapseln, bei denen nur die KBE zum Zeitpunkt der Herstellung deklariert sind. Lebensmittelprodukte sollten in wiederverschließbaren Verpackungen verpackt und vorschriftsmäßig gelagert werden.
  • Achten Sie auf ein Produkt, das mehrere Bakterienarten enthält, da eine große Vielfalt in der Regel mit einer besseren Gesundheit in Verbindung gebracht wird. Im Allgemeinen rate ich zu Produkten, die wenigstens Lactobacillus- und Bifidobakterien enthalten. Beispiele hierfür sind Lactobacillus acidophilus und Lactobacillus plantarum. Diese Organismen sind vor allem im Dünndarm oder im oberen Magen-Darm-Trakt (GI) zu finden, wo sich die meisten Immunzellen befinden. Die Bifidobakterien hingegen befinden sich im Dickdarm oder im unteren Teil des Darms, einem weiteren für die Gesundheit wichtigen Bereich. Bifidobacterium lactis, Bifidobacterium longum und Bifidobacterium bifidum sind wichtige Bakterien.
  • Achten Sie darauf, dass die Probiotika ohne Einsatz von Gentechnik hergestellt wurden.

Präbiotika verbessern die Darmflora ebenfalls

Das beste Präbiotikum ist eine Ernährung mit vielen Sorten von Obst und Gemüse. Eine solche Kost beinhaltet eine Reihe von sekundären Pflanzenstoffen, die eine zuträgliche Darmflora fördern. Besonders die Ballaststoffe sind ein gutes Substrat für positive Keime. Die unverdaulichen Bestandteile der pflanzlichen Nahrungsmittel verbessern die Situation bei Menschen mit Diabetes Typ 2.

Eine wissenschaftliche Untersuchung an hunderten Menschen zeigte eine deutliche Optimierung des Darm-Mikrobioms durch die sogenannte „Mittelmehrdiät“. Die mediterrane Kost soll nach Schätzungen der Forscher einen Anteil von rund einem Zehntel aller Einfluss-Faktoren haben.

Menschen, die wenig Ballaststoffe zu sich nehmen wollen oder können, sollten wenigstens gezielte Supplementationen vornehmen. In einer Studie wiesen Forscher nach, dass 20 Gramm Inulin oder ein halbes Gramm Omega-3-Fettsäuren täglich die Darmflora verbessern kann. Die Maßnahme reduzierte die Besiedlung mit Collinsella, erhöhte dafür die Zellzahl der Arten aus der Gattung Bifidobacterium. Auch die Menge der kurzkettigen Fettsäuren stieg im Darm an, während der Spiegel des „schlechten Cholesterins“ (VLDL) im Blut sinkt. Entzündungs-Mediatoren wie Interleukin 4 gehen ebenfalls zurück.

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Dieser Beitrag wurde letztmalig am 21.8.2023 aktualisiert und ergänzt.

René Gräber

René Gräber

Seit 1998 bin ich in eigener Naturheilpraxis tätig und begleite seitdem Patienten mit den unterschiedlichsten Beschwerden und Erkrankungen. Dabei spielen zahlreiche Vitalstoffe in der Behandlung eine Rolle, die in zahlreichen Fällen enorm helfen können.

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