Vitamine

Vitamin C – Vorkommen, Wirkung und Bedarf

Informationen aus der Naturheilpraxis René Gräber

René Gräber
René Gräber

Vitamin C ist ein essenzieller Vitalstoff, der in Festform aus weißen Kristallen besteht. Die Verbindung löst sich gut in Wasser und zeitigt dort eine saure Reaktion. Daher handelt es sich um eine organische Säure, deren Salze „Ascorbate“ genannt werden.

Vitamin C ist als Redox-Effektor an rund 15.000 Stoffwechsel-Reaktionen beteiligt. Dadurch ist Ascorbinsäure unentbehrlich für die Fettverbrennung (Oxidation!) und Teile des Aminosäurestoffwechsels. Besonders die Eiweiße in der Bindegewebs-Matrix können ohne Vitamin C nicht verflochten werden.

Ascorbinsäure dient auch als Co-Faktor für die Synthese einiger Hormone und Neurotransmitter. So ist die Synthese von Noradrenalin, Adrenalin sowie Dopamin und Serotonin abhängig von Vitamin C. Daher wirkt Vitamin C ausgleichend auf das seelische Gleichgewicht und ermöglicht dem Körper angemessene Reaktionen auf Stress. Auch das Hormon Thyroxin, das in der Schilddrüse produziert wird, kann ohne den Vitalstoff nicht bereitgestellt werden.

Die Funktion des Immunsystems ist ebenfalls auf den Vitalstoff angewiesen, insbesondere im Verlauf heftiger Infektionen. Wichtig ist auch die Rolle von Vitamin C bei der Resorption von Zink und Eisen sowie in der Entgiftung von Chemikalien und Schwermetallen (Amalgam!).

Schwerer (absoluter) Vitamin-C-Mangel äußert sich an einem Syndrom, das als „Scorbut“ in die Geschichte einging. Daher entstammt auch der Name, der aus A-Scorbin wie „Anti-Scorbut“ hergeleitet ist.

Beim Scorbut kommt es zur körperlichen und psychischen Erschöpfung, zu Anämie, Zahnfleischentzündungen und Zahnausfall sowie zu Schädigungen der Blutgefäße, Gelenke, Knochen und des Bindegewebes. Schließlich können Zerfalls-Prozesse in Herz, Lungen und Nieren zum Tode führen.

Den Zusammenhang mit der Ernährung entdeckte der Arzt James Lind. Schließlich riet Dr. August Hirsch 1860 bei Scorbut-Risiko zur Abhilfe durch den Verzehr von Sauerkraut, Gemüse und Obst.

Etwas zur Chemie der Ascorbinsäure

Vitamin C existiert in vier stereoisomeren Formen, die wie “Spiegelbilder” zueinander gestaltet, aber ansonsten gleich sind. Im Allgemeinen gilt nur die L-(+)-Ascorbinsäure biologisch aktiv. Doch gibt es auch Hinweise dafür, dass auch andere Variationen des Moleküls positive Wirkungen im Körper haben.

Ascorbinsäure ist leicht oxidierbar und wirkt somit als Reduktionsmittel und Antioxidans innerhalb und außerhalb der Zellen. Vitamin C ist ein Sammelbegriff für die L-Ascorbinsäure und deren Derivate mit vergleichbarer physiologischer Wirksamkeit.

Übrigens: Zum  Vector Lipo C schreibe ich hier:

Aufgrund seiner leichten Oxidierbarkeit ist Vitamin C ein starkes Reduktionsmittel. Beim Reduktionsvorgang gibt das Vitamin-Molekül Wasserstoff ab und wird zu Dehydro-Ascorbinsäure (DHA) oxidiert. Dieser reversible Vorgang wird als Redoxsystem bezeichnet und bedingt das antioxidative Potenzial des Vitamins.

Bei der oxidoreduktiven “Umschalt-Reaktion” entsteht in einem Zwischenschritt ein Ascorbinsäure-Radikal. Diese „Semidehydroascorbinsäure“ ist für ein radikalisches Molekül relativ stabil ist. Damit wird erklärt, warum die Wirkung von Vitamin C von der eingenommenen Menge abhängt. So können hohe Dosierungen ungünstige Oxidations-Prozesse fördern.

Aufgrund seiner Wasserlöslichkeit und seines ausgeprägten Redoxpotentials sind Vitamin C und seine Derivate an einer Reihe von enzymatischen Prozessen beteiligt, zum Beispiel an der Kollagen- und Katecholaminsynthese und der Hydroxylierung von Steroiden.

Während die meisten Primaten in der Lage sind, Vitamin C selbst zu synthetisieren, haben Menschen, Menschenaffen und Meerschweinchen über Genmutation diese Fähigkeit verloren. Sie sind auf eine exogene Zufuhr des Vitamins angewiesen.

Die synthetische Darstellung gelang Reichstein und Grüssner Anfang der 1930-er Jahre durch Fermentation von Glucose. Noch heute wird Vitamin C mit diesem Verfahren hergestellt. Die Weltjahres-Produktion von Ascorbinsäure ist mit über 80.000 Tonnen die mit Abstand größte Menge unter den synthetisierbaren Vitaminen.

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Oxidations-Schutz

Der Schutz vor destruktiver Oxidation besteht hauptsächlich in der Fähigkeit einer Substanz, als Radikalfänger (free radical scavenger) wirksam zu sein. Freie Radikale, meist ungesättigte Sauerstoffverbindungen wie H2O2, sind äußerst aggressiv und attackieren bevorzugt die Lipidschichten der Zellmembranen. Bei einer ausreichend hohen Radikalkonzentration führt dies zur Zerstörung der betroffenen Zelle.

Ein Antioxidans ist in der Lage, diese Radikale durch Abgabe eines Elektrons zu neutralisieren. Vitamin C wirkt dabei als Coenzym mit dem Enzym Superoxid-Dismutase zusammen. Die Entsorgung der oxidativen Stoffwechselschlacken schützt Zellen vor  oxidativem Stress. Eine Verminderung der aggressiven Verbindungen kann auch als vorbeugende Maßnahme gegen die Krebsentstehung aufgefasst werden. Ein anderer günstiger Effekt geht von der Unterstützung der Bindegewebs-Matrix aus: Je stärker und dichter das Netzwerk aufgebaut ist, umso weniger haben Krebszellen die Chance, sich auszubreiten.

Freie Radikale sind darüber hinaus auch in der Lage, bis zum Zellkern vorzudringen und genetische Veränderungen zu bewirken, die in Richtung von Krebserkrankungen zeigen. Oxidativer Stress wird inzwischen als integraler Bestandteil der Onkogenese angesehen.

Weitere Krankheiten, die mit oxidativen Abbau-Prozessen in Verbindung gebracht werden, sind das Fatigue-Syndrom, Bindegewebs-Granulome (Morbus Boeck), Alzheimer, Allergien und Autoimmun-Erkrankungen, Arteriosklerose, Asthma,  Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Leberschäden sowie Multiple Sklerose und Morbus Parkinson.

Vitamin C ist in der Lage, die DNA vor Oxidations-Schäden zu bewahren. Seine antioxidativen Charakteristika kommen der zellulären und der humoralen Immunabwehr zugute. Einige Enzyme mit hohem Anteil schwefelorganischer Aminosäuren werden durch die Mitwirkung von Vitamin C vor Oxidation bewahrt. Der Effekt beruht auf der Regeneration des Tripeptids Glutathion, das zum Schutz dieser Enzyme in den Erythrozyten erforderlich ist. Andere Co-Faktoren des protektiven Mechanismus’ sind die Vitamine A, B2, B3 und das Spurenelement Selen.

Ascorbinsäure unterstützt in einer engen biochemischen Wechselwirkung das Vitamin A, das Vitamin E und die Carotinoide. So kann Vitamin C das Vitamin E (Tocopherol) in seiner Radikalform regenerieren, mit antioxidativer Wirkung. Auf diese Weise übt Vitamin C einen gewissen “Recycling-Effekt” bzw. einen Vitamin-E-sparenden Effekt aus. Weitere Vitamine, die durch Ascorbinsäure vor oxidativen Abbau geschützt werden, sind Pantothensäure und Folsäure sowie die Vitamine B1 und B2.

Der umfangreiche Schutz vor Oxidation dient sowohl der Gesunderhaltung als auch einer Verlangsamung des Alterungs-Prozesses.

Hydroxylierungs-Reaktionen

Bei der Hydroxylierung kommt die oxidierte Form des Vitamin C zum Einsatz, die Dehydroascorbinsäure. Sie dient als Elektronenakzeptor. In dieser Eigenschaft dient sie als Co-Faktor bei der Kollagenbiosynthese. Dabei werden die Aminosäuren Lysin und Prolin in Hydroxyprolin und Hydroxylysin umgewandelt. Diese sogenannte „sekundäre Modifikation“ findet statt, nachdem Aminosäuren in die Eiweißkette eingebaut wurden.

Diese Aminosäuren sind notwendig für die Stabilisierung des funktionellen Kollagens. Das Protein besteht aus spiralförmigen Fasern, die zwischen den Zellen liegen und untereinander vernetzt sind. Dadurch erhält das Bindegewebe seine Festigkeit und Elastizität. Besonders wichtig ist das für die Primärstruktur der Haut sowie für die Wundheilung und das Wachstum von Knochen, Knorpel und Dentin. Zudem stimuliert Vitamin C über die Reduktion von drei-wertigem Eisen zu zwei-wertigem Eisen die Transkription von Kollagen in den Fibroblasten.

Der Abbau von Cholesterol zu Gallensäure wird ebenfalls über eine ascorbinabhängige Hydroxylierung bewirkt. Menschen, die zu wenig Ascorbinsäure zu sich nehmen, leiden daher unter zu hohem Cholesterinspiegel sowohl im Blut als auch in der Leber. Dagegen steigen bei optimaler Versorgung mit dem Vitalstoff die günstigen HDL-Werte, während die Konzentration des riskanten Lipoprotein A sinkt. Auch die gefährlichen Trigliceride vermindern sich, wenn dem Körper genügend Vitamin C zur Verfügung steht.

Die Beteiligung von Ascorbinsäure am Cholesterol-Stoffwechsel spielt auch eine entscheidende Rolle in der Synthese der Glucocorticoide in der Nebenniere.

Vitamin C ist auch bei der Überführung der Folsäure in seine aktive Form, der Tetrahydrofolsäure beteiligt. Verschiedene Aminosäuren und deren Stoffwechsel basieren auf der Dehydroascorbinsäure. Gemeinsam mit den Vitaminen B3 und B6 wirkt Vitamin C als Co-Faktor der Biosynthese von Carnitin. Die Ammonium-Verbindung dient innerhalb der Mitochondrien für den Transport der Fettsäuren an den Ort, an dem die Oxidation stattfindet.

Die Hydroxylierung erhöht auch die Wasserlöslichkeit von Verbindungen, die so mit den Nieren ausgeschieden werden können.

Damit ist Vitamin C an der Entsorgung von Chemikalien beteiligt, die auf verschiedenen Wegen in den Körper gelangen. Im Zuge dieses Mechanismus’ arbeitet der Vitalstoff als Co-Faktor mit dem Enzym Cytochrome P450 (CYP) zusammen. Neutralisiert werden so  beispielsweise die hepatotoxischen und kanzerogenen Nitrosamine.

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Glykolisierung von Proteinen

Die Glycosylierung von Proteinen, wie beim HbA1, ist eine Verzuckerung von Eiweißen, die dadurch ihre Funktion verlieren. Durch kompetitive Hemmung der Aminogruppe der Proteine kann Vitamin C diesen Prozess verhindern.

Diabetiker, die in der Regel hohe Konzentrationen an HbA1c aufweisen, profitierten von einer intensiven dreimonatigen Supplementation von 1 Gramm pro Tag: Das HbA1c sank um 16 % und die Fructosamine um 33 %. Dies lässt die Vermutung zu, dass Vitamin C in ausreichend hohen Dosierungen diabetische Spätschäden verhindern kann.

Vitamin C bei Krankheiten und Beschwerden

Es gibt einige Bereiche, in den Vitamin C richtig interessant wird. In meinen Beiträgen:

gehe ich ja schon den Fragen bezüglich Bluthochdruck und Herzinfarkt nach. Zwei “Domänen” sollen aber die Infektionen und Krebs sein.

Es gibt eine ganze Reihe von Einzelfallberichten, in denen hohe Dosierungen Vitamin C ebenso überraschende wie hervorragende Erfolge erzielt haben. Teilweise gehen diese Berichte auf den Nobelpreisträger Linus Pauling zurück.

Dabei wurden Mengen von 10 bis 15 g Ascorbinsäure über den Tag verteilt eingenommen. Behandelt und geheilt werden konnten damit laut Linus Pauling sogar Hepatitis und Schizophrenie. Dr. Zurleck schildert in einem Beitrag von 1950,  dass einige Patienten mit Gürtelrose binnen weniger Tage Linderung erfuhren. Zurleck hatte den Kranken Vitamin C per Infusion verabreicht.

Die Ärztin errang ähnliche Erfolge bei  Schleimbeutelentzündung. Eine wissenschaftliche Untersuchung von Ruskin und Brown belegt eine Verbesserung bei Allergien bei der Hälfte aller Kranken, die niedrige Dosierungen erhielten. In der Gruppe, die größere Mengen bekamen, waren es sogar Dreiviertel der Patienten, deren Allergien zurückgingen. Im Buch „Die Vitamin-Revolution“ schildert Dr. Strunz, dass er die Häufigkeit von Asthma-Anfällen bei seinen Patienten mit Vitamin C senken konnte.

Andere Berichte verweisen darauf, dass die Vitamin-C-Aufnahme umgekehrt proportional zur Konzentration von Histamin ist. Der Entzündungs-Mediator wird demnach durch Ascorbinsäure in Schach gehalten.

Vitamin C kommt auch als Mittel gegen Mikro-Blutungen (Petechien) und Ödemen infrage. Der Vitalstoff verbessert den Zusammenhalt der Zellen im Kapillar-Epithel.

Eine reduzierte Ascorbinsäure-Versorgung liegt oft bei Patienten mit Magengeschwüren vor, wenn der Keim Helicobacter pylori die Ursache ist. Umgekehrt müssten Vitamin-C-Supplementationen vorbeugend gegen den Erreger helfen.

Diabetiker profitieren von Vitamin-C-Gaben, weil der Vitalstoff die Glycosylierung von Proteinen hemmt. Die resultierenden „Advanced Glycation End Products“ (AGE) verstopfen die Blutgefäße, wodurch die gefürchteten Durchblutungsstörungen mit der Folge von Netzhautschäden und Amputationen drohen. Auch das erheblich höhere Risiko des Zuckerkranken, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, kann mit Ascorbinsäure gesenkt werden.

Desweiteren ist Vitamin C geeignet, die Harnsäure-Konzentration zu senken und damit  Gicht zu lindern. Andere Indikationen für die Supplementierung sind Hämorrhoiden,  Geschwüre und Osteopathien. Eine Reduktions-Diät kann Ascorbinsäure unterstützen, weil die Carnitinsynthese angekurbelt wird.

Wirkung von Vitamin C bei Erkältungen und anderen Virus-Erkrankungen

Neue Studien haben bestätigt, dass Vitamin C die Dauer einer Erkältung tatsächlich reduzieren kann. Für einen deutlichen Effekt sind aber höhere Dosierungen erforderlich, als bisher angenommen.

Das zeigt eine finnische Arbeit nach einer entsprechenden Literatur-Sichtung. Demzufolge verkürzt sich die Zeit einer Erkältung proportional zur Vitamin-C-Dosis.

Bei Untersuchungen, die mit 3 Gramm Vitamin C arbeiteten, war die Reduzierung der Krankenzeit nur halb so hoch als bei Dosierungen von 6 Gramm täglich.

Diese Menge verkürzte die Leidenszeit um 17 %. Besser noch fiel das Ergebnis aus, wenn 8 Gramm des Vitalstoffes gegeben wurden. Noch größere Mengen wurden bisher nicht untersucht.

In 3 Studien konnte Vitamin C eine Lungenentzündung verhindern. 2 der analysierten Arbeiten belegen einen günstigeren Verlauf der Infektion (https://www.mdpi.com/2072-6643/9/4/339).

Eine andere Studie stellte eine Reduzierung der Erkältungsdauer um acht Prozent bei Erwachsenen fest. Die in der Studie konstatierte Verkürzung der Erkältungszeit um 18 Prozent gilt nur für Kinder.

Besonders gut wirkt Vitamin C anscheinend bei Menschen, die die Erkältung während großer körperlicher Belastungen entwickeln (vgl. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23440782). Dies konnte die finnische Studie bestätigen.

In der Wirkung von Vitamin C bei Infektions-Krankheiten spielen mehrere Effekte zusammen. Zunächst erhöht sich durch Ascorbinsäure die Teilungsrate der Leukozyten (weiße Blutkörperchen) und die Synthese-Rate von Antikörpern. Studien zufolge sind dies die Immunglobuline G und M (IgG, IgM). Diese Immunprozesse werden unterstützt durch eine gesteigerte Interferonproduktion, die Vitamin C ebenfalls ankurbelt. Auch die Makrophagen (Fresszellen), die markierte Krankheitserreger eliminieren, brauchen große Mengen Vitamin C. Denn für den Abbau der inkorporierten Partikel ist der Vitalstoff als Redox-Mittel erforderlich.

Hohe Dosierungen können bekanntermaßen bei einer Reihe von Virusinfektionen helfen. Dazu zählen das Pfeiffersches Drüsenfieber (Mononukleose), Hepatitis B, Herpes-Infektionen und Kinderlähmung (Poliomyelitis). Die Feststellung dieser Wirkungen bei bis zu 20 g Vitamin C pro Tag gehen zurück auf Erfahrungen bereits der 1930er Jahre.

Mehr dazu auch in meinem Beitrag: Der Einfluss von Vitamin C auf das Immunsystem.

Vitamin C bei Krebserkrankungen im Endstadium

Die Sache mit dem Vitamin C bei Krebserkrankungen ist eigentlich schon sehr “alt”. Und es ist auch bekannt. Selbst die Bild-Zeitung berichtete hin und wieder dazu! Hier eine Schlagzeile von der Titelseite der BILD vom 1.9.1978:

vitamin c heilt krebs

Abb.1: Die Schlagzeile der BILD vom 1.9.1978 – “Vitamin C heilte viele Krebskranke”.

Und in der Tat! Untersuchungen deuten darauf hin, dass Vitamin C bei Krebserkrankungen im Endstadium das Leben deutlich verlängern kann. Dazu müssen hohe Dosen des Vitamins intravenös verabreicht werden.

Es sind mehrere Fälle dokumentiert, in denen die Patienten nach einer solchen Vitamin-C-Gabe weit über die Erwartung der Ärzte hinaus überlebten. Bei In-vitro-Untersuchungen zeigte sich, dass bestimmte Dosen Vitamin C für Krebszellen toxisch, für gesunde Zellen jedoch ungefährlich waren. (Quelle: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16567755)

Einen Mechanismus, der hier eine Rolle spielt, konnten Wissenschaftler bereits identifizieren. Bekannt war, dass Krebszellen auch deswegen so vital und schnell wachsend sind, weil sie gegen Hypoxie (Sauerstoffmangel) weniger empfindlich sind als gesunde Zellen.

Die malignen Zellen produzieren den Hypoxie-induzierten Faktor (HIF-1) im Überschuss. Dieses Protein hat unter anderem zwei Effekte: Es fördert die Synthese glykolytischer Enzyme und steigert damit die anaerobe Stoffwechselrate. Zweitens induziert der HIF-1 das Wachstum neuer Kapillaren im Ursprungsort seiner Entstehung, hier im Tumor, der dann besser durchblutet ist.

In Tierversuchen konnten Forscher zeigen, dass Krebszellen im Wachstum deutlich gehemmt werden, wenn sie hohen Vitamin-C-Dosen ausgesetzt sind. Ascorbinsäure fängt die freien Radikale ab, die der HIF-1 für seine Aktivität benötigt.
(Quelle: https://www.sciencedaily.com/releases/2007/09/070910132848.htm)

Ursache für die verstärkte Exprimierung des HIF-1 in Tumor-Zellen sind Mutationen der Gene KRAS und BRAF. Vitamin C könnte auch die Aktivität der Gene hemmen und so die Krebszellen regelrecht „aushungern“. (Quelle: https://www.docphin.com/research/article-detail/17995915/PubMedID-26541605/Vitamin-C-selectively-kills-KRAS-and-BRAF-mutant-colorectal-cancer-cells-by-targeting-GAPDH)

Dennoch gibt es immer wieder “Experten” die vor den angeblich dunklen Seiten des Vitamin C warnen. Dazu bedient man sich einer mehr als maroden Logik, die vor den Vitaminen generell abschrecken soll. Mehr dazu in meinem Beitrag: Die angeblich “dunklen Seiten” des Vitamin C.

Maximal-Dosierungen von intravenös appliziertem Vitamin C können im Tierversuch das Tumorwachstum hemmen. Der Effekt beruht darauf, dass Ascorbinsäure sich im Extrazellular-Raum ansammelt. In diesem Interstitium generiert Vitamin C Wasserstoffperoxid, das Krebszellen selektiv abtötet. Die großen Mengen von Vitamin C im Bereich von 4 g pro kg Körpergewicht dürfen nur dann angewendet werden, wenn vorher ein Test auf Glucose-6-phosphat-Dehydrogenase (G6PD) durchgeführt wurde. Ist das Enzym in den roten Blutkörperchen nicht oder nur im Mangel vorhanden, müssen die Infusionen unterbleiben. Sonst droht eine Lyse der Erythrozyten: Infusion gegen Krebs.

Vorkommen und Bedarf

Vitamin C kommt vor allem in Obst und Gemüse vor. Da es nicht hitzebeständig ist, sinkt sein Gehalt beim Kochen, aber auch beim Trocknen und bei der Lagerhaltung. Zitrusfrüchte enthalten rund 50 mg Vitamin C pro 100 g Frischgewicht.

100 g frische Hagebutten liefern über 100 mg Ascorbinsäure und die gleiche Menge Sanddornbeeren rund 500 mg. Von den Gemüsearten hat Grünkohl den höchsten Gehalt mit etwa 100 mg pro 100 g.

Diese Angaben beziehen sich auf die frischen Lebensmittel. Der Vitamin-Gehalt sinkt drastisch, wenn Früchte auf den teils langen Transport-Wegen nachreifen, oder wenn heimisches Saison-Obst lange gelagert werden muss. Hinzu kommen Abbau-Prozesse, die beim Kochen und Braten in Gang gesetzt werden. Dies kann zwar nicht zum Scorbut führen, aber doch eine leichte Unterversorgung zur Folge haben.

Eine der am meisten diskutierten Fragen ist immer wieder: Wie viel Vitamin C braucht der Mensch? In dem verlinkten Beitrag (in meinem Blog) gehe ich dieser Frage detaillierter nach, sonst würde das hier den Rahmen sprengen.

Wenn ich das zusammenfasse, dann kann ich nur sagen: das, was offiziell empfohlen wird, halte ich für lächerlich. Ich würde die tägliche Einnahme bei ca. 200 mg sehen wollen. “Offiziell” werden in Deutschland derzeit 100 mg empfohlen. Linus Pauling betont, dass der Vitamin-C-Bedarf durch persönliche und individuelle Bedingungen stark schwankt. Der Nobelpreisträger sieht die täglich notwendige Aufnahme in einem Spektrum zwischen 250 mg bis zu 20 g! Gemessen an der Eigen-Produktion im Stoffwechsel einiger Säugetiere nähme der Mensch nach Ansicht des Forschers ohnehin viel zu wenig Ascorbinsäure auf. Demzufolge müsse die Tages-Dosis eher im Gramm-, als im Milligramm-Bereich liegen.

Natürliches oder synthetisches Vitamin C?

Immer wieder kommt die Frage auf, ob Supplemente mit reiner Ascorbinsäure (E 300) die gleiche Wirkung haben wie Vitamin C in Lebensmitteln. Dabei ist es entscheidend, wie die Präparate hergestellt wurden. Aus der technischen Synthese resultiert eine Mischung aus den verschiedenen Stereoisomeren.

Dann ist die Wirkung sicher eine andere als beim “natürlich” produzierten Vitamin C, das ausschließlich aus L-(+)-Ascorbinsäure besteht. Nur kommen hier oft gentechnisch veränderte Mikroben (GMO) zum Einsatz, wodurch diese Präparate auch fraglich werden. Wenn mikrobiologisch produziertes Vitamin C angewendet wird, empfiehlt es sich, auf GMO-freie Verfahren zu achten. Mehr dazu u.a. von Dr. Bruno Kugel unter: https://bruno-kugel.de/vitamin-c-natuerlich-oder-kuenstlich-synthetisch/

Nicht unerheblich ist auch die Mixtur von Vitamin C und anderen Naturstoffen in Obst und Gemüse. Diese sekundären Pflanzenstoffe wie die oligomere Procyanidine (OPC) wirken oxidoreduktiv und können deswegen “verbrauchte” Ascorbinsäure regenerieren. Einige Pflanzen enthalten Vorstufen von Vitamin C. So liefert Kohl Ascorbigen, das im Körper zu Hydroxyindol (verantwortlich für den Kohlgeruch und Blähungen) und Vitamin C umgewandelt wird.

Vitamin-C-Mangel

Bei normaler Ernährungslage tritt bei gesunden Menschen kein absoluter Ascorbinsäure-Mangel auf. Ein echter Scorbut entsteht erst ab einer täglichen Aufnahme von unterhalb 10 mg über viele Wochen. Vitamin-C-Mangel ist aber (wie alle Hypovitamosen) ein abgestuftes Krankheitsbild. Scorbut ist in dieser Entwicklung nur das Endstadium, in dem schon irreversible Gewebsschäden eingetreten sind. Der Verlauf der Unterversorgung kann in 6  Stadien unterschieden werden.

  1. Stadium: Die Vitamin-C-Reserven in den Zellen sind leicht gesunken, doch der Blut-Plasma-Wert ist noch unauffällig.
  2. Stadium: Der Körper hat begonnen, weniger Vitamin C über die Nieren auszuscheiden.
  3. Stadium: Der Mangel an Vitamin C hat zur Folge, dass enzymatische Stoffwechsel-Reaktionen nicht mehr in dem erforderlichen Maße stattfinden können. Jedoch zeigen sich immer noch keine klinischen Symptome der Hypovitaminose.

4.Stadium: Die Vitamin-C-Konzentration liegt im unteren Normbereich. Jetzt treten Beschwerden auf, die oft nicht genau zugeordnet werden können. Dazu gehören Leistungsabfall, Hautunreinheiten, Gliederschmerzen, beschleunigte Arteriosklerose, Depressionen, Nervosität und Infekt-Anfälligkeit.

  1. Stadium: Die typischen Symptome der Hypovitaminose werden offensichtlich. Es kommt zu Blutungen, besonders am Zahnfleisch, Myopathien, Wundheilungsstörungen und Hämatomen sowie einer gesteigerten Fraktur-Neigung. Beim infantilen Scorbut drohen auch Wachstumsstörungen, besonders der Knochen. In dieser Phase können bei frühzeitiger Erkennung noch Folgeschäden durch hohe Dosierungen Vitamin C abgewendet werden. Geschieht das nicht, gehen die Mangelerscheinungen in den echten Scorbut über.
  2. Stadium: Es sind körperliche Schäden eingetreten, die nicht mehr behoben werden können. Spätesten jetzt hat sich der Scorbut manifestiert.

Das 5. und 6. Stadium der Hypovitaminose ist in den allermeisten Fällen die Folge einer extremen Fehlernährung. Die 4 Vorstadien sind oft eine Mischform von unzureichender Ernährung und persönlichen Risiko-Faktoren. Dazu zählen eine angegriffene Darmschleimhaut, die den Vitalstoff nicht mehr ausreichend resorbieren kann.

Die Hypovitaminose wird begünstigt, wenn ein erhöhter Bedarf besteht. Dies ist in der Schwangerschaft der Fall und auch bei hoher körperlicher Belastung, schweren Krankheiten, Chemotherapie und Bestrahlung sowie Belastungen durch Chemikalien am Arbeitsplatz. Bei Diabetikern können überschießende Glucose-Werte die zelluläre Versorgung mit Vitamin C hemmen, wodurch ebenfalls größere Mengen Ascorbinsäure aufgenommen werden müssen. Daneben besteht jenseits des 60. Lebensjahrzehntes ein um 50 % höherer Bedarf. Rauchen und starker Alkoholkonsum sollten durch höhere Dosierungen des Vitalstoffs teilweise „kompensiert“ werden. (Ein veränderter Lebensstil wäre natürlich besser!).

Berücksichtigt werden muss auch, dass einige Medikamente die Aufnahme des Vitalstoffes stören. So töten Antibiotika einige Darmbakterien der Darmflora ab, wodurch die Resorption von Nähr- und Vitalstoffen gehemmt wird. Andere Pharmaka, die zu Vitamin-C-Unterversorgung führen, sind Hormon-Präparate wie Corticosteroide, Aspirin und weitere, sehr starke Schmerzmittel.

Der Arzt kann bei solchen Symptomen durch eine Blutuntersuchung den Vitamin-C-Mangel feststellen. Der Normwert im Blut-Plasma liegt zwischen 5 und 15 mg/dl.

Dann müssen die Gründe geklärt werden und eine Behandlung der auslösenden Krankheit wie etwa Darmkrankheiten behandelt werden. Neben medikamentösen Gaben des Vitamins kann  auch eine verbesserte Ernährung helfen.

Einnahme von Vitamin C – viel auf einmal hilft nicht unbedingt viel

Bei Erkältungen, hohem Blutdruck oder großem Stress kann es sehr nützlich sein, höhere Dosen Vitamin C einzunehmen. Das Problem ist nur: Der Körper kann keine großen Mengen Vitamin C auf einmal speichern. Auch die Auslastung der Ascorbinsäure-Transportproteine in der Darmschleimhaut ist limitiert, sodass überschüssiges Vitamin C schon vom Darm ausgeschieden wird. Alles, was über 200 mg hinausgeht, geht sofort wieder verloren. Nur bei einer Hypovitaminose nimmt der Körper größere Mengen auf einmal an, weil die Reservekapazität erhöht werden kann und muss.

Wenn Sie also keinen akuten Vitamin-C-Mangel haben, könnten Sie die Vitamintabletten also gleich in die Toilette werfen und würden sich dabei noch die Magenkrämpfe und Durchfälle sparen, die bei Dosierungen über 500 mg vorkommen können.

Wenn Sie trotzdem größere Mengen einnehmen wollen, teilen Sie die Mengen einfach auf. Gerade bei Stress, Infekten oder hohem Blutdruck leeren sich die Vitamin-C-Speicher im Körper schnell wieder.

Wenn Sie vier- bis fünfmal am Tag 200 mg Vitamin C einnehmen, können Sie die Speicher schnell wieder auffüllen, ohne den Körper zu überfordern. Bei der Einnahme von 8 Gramm Vitamin C pro Tag, wie es in einer Studie praktiziert wurde, wären 40 Einzel-Dosierungen täglich einzunehmen.

Diese großen Mengen sollten Sie aber trotzdem nur über wenige Tage oder nach der Empfehlung eines Arztes/Ärztin oder eines Heilpraktikers/Heilpraktikerin einnehmen.

Als Kriterium für die sinnvolle Tagesdosis gilt die Konsistenz des Stuhles. Sind die Fäzes   gerade noch weich und nicht etwa durchfallartig, kann der Körper noch mit den angebotenen Mengen umgehen. Bemerkenswert ist, dass die täglich aufnehmbare Dosis  trainierbar ist. Durch langsame Dosis-Erhöhung kann ein Mensch seine Reserve von 1,5 g auf 5 g steigern.

Nachgewiesen und unbestritten ist, dass eine optimale Versorgung mit Vitamin C die Lebenserwartung erhöht. Dies können laut Untersuchungen bis zu 5 Jahren sein.

Vitamin C Überdosierung? Die Sache mit den Nierensteinen

Ab einer Menge von 3 g täglich beginnt angeblich die Überdosierung. Dann droht (angeblich) die Bildung von Harnwegs- und Nierensteinen. Die Nieren könnten auch dauerhaft geschädigt werden, ist manchmal zu hören. Daneben soll die “sehr hohe” Vitamin C Zufuhr die Verwertung von Vitamin B12 beeinträchtigen.

Meine persönlichen Erfahrungen mit Patienten und Personen, die mir über hohe Vitamin-C-Dosen berichten, die diese auch länger eingenommen haben, zeigen KEINE Probleme. Die Personen nahmen Dosen ein, die bis zu 10 g Vitamin C pro Tag entsprachen. Das sind ja auch Dosen, die der Entdecker des Vitamin C (Linus Pauling) täglich eingenommen haben soll.

Etwas anders sieht es allerdings bei Vitamin C Infusionen aus. Von den Vitamin C Infusionen halte ich übrigens sehr viel! Meinen Beitrag: Vitamin C bei Sepsis sollten Sie sich unbedingt merken und lesen! Dieses Wissen kann Leben retten.

Bezüglich der Nierensteine: Bei wiederholten Vitamin C Infusionen könnten sich Nierensteine bilden, das stimmt. Hier sollten aber einige Sachen geprüft werden:

  • Hat der Patient genügend getrunken?
  • Wie ist der Zustand der Nieren (Nierenwerte) des Patienten?
  • Was wurde dem Patienten sonst noch gegeben? Zum Beispiel können sich bestimmte Komplexe (Nierensteine) bilden, wenn auch eine Entgiftung/Schwermetall-Ausleitung eingeleitet wird, vor allem wenn andere Mineralstoffe fehlen.

Die Sorge um eine Übersäuerung des Magens durch Vitamin C ist ebenfalls unbegründet. Ascorbinsäure ist dafür viel zu schwach. Wer trotzdem auf Nummer Sicher gehen möchte, kann ein alkalisches Salz der organischen Säure zu sich nehmen. Dazu ist beispielsweise Calcium-Ascorbat geeignet. Widerlegt sind auch die Annahmen, zu viel Vitamin C könne den Elektrolyt-Haushalt durcheinander bringen oder die Resorption von Vitamin B12 hemmen.

Zum Weiterlesen: Liposomale Lösungen selbst herstellen.

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Dieser Beitrag wurde letztmalig am 05.06.2022 aktualisiert.

René Gräber

René Gräber

Seit 1998 bin ich in eigener Naturheilpraxis tätig und begleite seitdem Patienten mit den unterschiedlichsten Beschwerden und Erkrankungen. Dabei spielen zahlreiche Vitalstoffe in der Behandlung eine Rolle, die in zahlreichen Fällen enorm helfen können.

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