Vitamine

Vitamin B12 – Mangel – Überdosierung –

Informationen aus der Naturheilpraxis René Gräber

René Gräber
René Gräber

Vitamin B12 ist als Vitamin bekannt. Es wird ja auch häufig beworben, unter anderem mit Aussagen wie: “Vitamin B12 gegen Müdigkeit und für mehr Leistung”. Und in der Tat: Als Leistungssportler nahmen wir in den 80ern und 90ern sehr hohe Dosen B12 ein.

Auch Veganern und Vegetariern wird zu einer B12 Einnahme geraten. Daneben steigt das Risiko für den Vitamin-B12-Mangel mit dem Alter und mit Übergewicht an. Was B12 aber alles kann, ist den Wenigsten bekannt. Unter anderem brauchen wir es für gute “Nerven”, die roten Blutkörperchen, Immunsystem, Regeneration und sogar für eine “gute DNA”.

Im folgenden Grundsatzbeitrag soll es um all diese spannenden Themen gehen.

Um uns dem Thema anzunähern müssen wir uns als Erstes mit den B12 Varianten beschäftigen. Denn einige “funktionieren” und andere eben nicht. Los geht´s.

Vitamin B12 Varianten

Traditionell wird Vitamin B12 wird zur Gruppe der B-Vitamine gezählt, hat aber ganz eigene biochemische Eigenschaften. Chemische Summenformel: C63H88N14O14PC

Diese Familie nennen Wissenschaftler ´Cobalamine´, weil das Spurenelement Cobalt (Co) in den Molekülen enthalten ist. Jeweils ein geladenes Atom des Metalls sitzt im Zentrum eines Porphyrin-Ringes, der auch Hämoglobin und den grünen Blattfarbstoff Chlorophyll kennzeichnet.

Unser Körper braucht zwei aktive Formen dieser Cobalamine. Adenosylcobalamin erfüllt seine Aufgabe in den Organen, während Methylcobalamin überwiegend im Blut vorkommt.

Hydroxocobalamin ist die Speicher-Variante des Vitamins, das in dieser Form in der Leber und im Blut bereitsteht, wenn die Nahrung zu wenig Cobalamine enthält.

Cyanocobalamin ist ein Vitamin B12 aus der Retorte. In Lebewesen kommt es nicht vor und ist für den Körper nur von geringem Nutzen, denn es muss im Stoffwechsel erst in eine aktive Form überführt werden. Unser Organismus kann Cyanocobalamin auch praktisch nicht speichern.

Daneben gibt es noch Cobalamine, die gar nicht als Vitamine wirken. Diese ´Pseudo-Vitamine´ oder ´Analoga´ senken sogar die Aufnahme des brauchbaren Vitamins, weil die Moleküle die Transport-Proteine der Darmzellen besetzen. Dadurch ist die Aufnahme von echtem Vitamin B12 behindert.

Vitamin B12 ist an zahlreichen Stoffwechsel-Prozessen beteiligt, die ohne Cobalamine zum Erliegen kämen. Der Körper muss Nährstoffe verarbeiten, um sie zweckmäßig zu verwenden. Dazu gehören Fette, Aminosäuren, Kohlenhydrate und die Nukleinsäuren des Genstoffwechsels. Diese Verbindungen müssen ab- und umgebaut oder zu größeren Molekülen verkettet werden. Für viele dieser enzymatischen Reaktionen braucht der Organismus Vitamin B12.

Ein Vitamin für Zellteilung, Blutbildung und Nervenfunktion

Während einer Zellteilung läuft der Zellstoffwechsel auf Hochtouren. Deswegen brauchen alle Gewebe, die sich rasch erneuern, besonders viel Vitamin B12. Dazu gehören vor allem die Schleimhäute und auch die blutbildenden Gewebe. Cobalamine wirken auch direkt an der Synthese von Hämoglobin mit.

Jede Regeneration von Gewebe mit den damit verbundenen Zellteilungen erfordert umfangreiche Neubildungen etlicher Substanzen. Vitamin B12 spielt dabei eine Rolle bei den sogenannten „Methylierungs-Rekationen“. Dabei wird eine Kohlenwasserstoff-Gruppe, die „Methy-Gruppe“ (-CH3) auf ein Molekül übertragen. Auf diese biochemische Reaktion kann die sich teilende Zelle nicht verzichten. Die Cobalamine gelten daher für die Erneuerung von Geweben als limitierender Faktor. Wenn Vitamin B12 nicht ausreichend vorhanden ist, können auch alle anderen notwendigen Substrate nichts ausrichten.

Die Methylierung ist sogar für die genetische Steuerung wichtig. Denn Methyl-Gruppen werden auch an die DNA angeheftet, um Gene zu programmieren. Das entscheidet darüber, ob die Information abgelesen und umgesetzt wird oder nicht. Bei Tierversuchen mit Mäusen stellten Forscher fest, dass Vitamin B12 diese Um- und Neu-Programmierung von Genen erheblich steigern kann. Nützlich ist das nachweislich bei der entzündlichen Darmerkrankung Colitis ulcerosa, die die Wissenschaftler als Beispiel für die Regeneration kranken Gewebes heranzogen. Nach den Studien-Ergebnisse kann Vitamin B12 zur Linderung der Erkrankung beitragen. Wichtig sind Cobalamine im Grunde bei allen Arten von zerstörtem Gewebe, sei es durch Krankheit, Operationen oder Unfälle dazu gekommen. Tierversuche zeigen auch, dass äußerlich angewendetes Vitamin B12 bei Strahlenschäden helfen kann. Von der Erkenntnis können Menschen in einer Krebs-Therapie profitieren.

Vitamin B12 kann im Zusammenwirken mit Folsäure verhindern, dass eine Fettleber in die Fibrose und Zirrhose übergeht. Die Patienten haben oft einen zu hohen Homocystein-Spiegel, der offensichtlich eine Leberentzündung (Hepatitis) nach sich zieht. Homocystein bindet sich an ein Protein namens Syntaxin 17, das seine Funktion bei Regenerations-Prozessen dann nicht mehr erfüllen kann. Bei Mäusen, die Vitamin B12 und Folsäure ins Futter bekamen, stieg der Syntaxin-Spiegel wieder an. Auch die Leber der so behandelten Tiere erholte sich.

Sogar andere Vitamine brauchen selbst das Vitamin B12. So kann der Körper Folsäure nur unter Mithilfe der Cobalamine in die aktive Form umwandeln. Vitamin B12 ist auch daran beteiligt, einige Stoffwechselschlacken zu beseitigen. So wirkt Cobalamin als Cofaktor beim Abbau der schädlichen Aminosäure Homocystein mit. Damit hilft der Vitalstoff, die Herzgesundheit und ein starkes Immunsystem zu erhalten.

Vitamin B12 hilft auch dabei mit, die Myelinscheiden der Nervenfasern aufzubauen und zu erhalten. Diese Umhüllungen schützen die Nerven und sorgen für eine schnelle Reizleitung. Defekte an den Myelinscheiden sind für viele Nervenkrankheiten verantwortlich.

Von der antioxidativen Aktivität des Vitamins profitieren besonders die Nervenzellen, aber auch alle anderen Zellen und Gewebe. Die Entsorgung der freien Radikale kann entzündliche Prozesse im gesamten Organismus im Zaum halten, die speziell die Nervenzellen bedrohen. Denn diese Zellen wie beispielsweise die Neuronen des Gehirns sind reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren, die leicht durch Oxidation zerstört werden. Die Gehirnzellen verfügen zudem über einen nur sehr niedrigen Gehalt der Antioxidans Glutathion, wodurch der Bedarf an anderen Antioxidantien erhöht ist.

Auch einige Neurotransmitter können ohne Vitamin B12 nicht produziert oder abgebaut werden. Das ist ein weiterer Grund, warum ein Mangel an Cobalaminen Nervenstörungen zur Folge hat. Denn es kann zu Gedächtnisschwierigkeiten sowie zu Depressionen kommen, wenn der Neurotransmitter-Stoffwechsel nur unzureichend funktioniert. Ein Beispiel für einen Vitamin-B12-abhängigen Neurotransmitter ist Serotonin. Der Signalstoff beeinflusst unsere Stimmung und den Tag-Nacht-Rhythmus. Cobalamin ist auch daran beteiligt, das Schlafhormon Melatonin zu regulieren und das ´Glückshormon´ Dopamin zu synthetisieren.

Neben den anderen B-Vitaminen (B1, B2, B3, B5, B6, B9) kann Vitamin B12 bei Virus-Infektionen wie Covid-19 helfen. Nicht nur das Immunsystem wird gestärkt, sodass eine Ansteckung unwahrscheinlicher ist. Auch der Krankheitsverlauf von Covid-19 ist milder. Der gefürchtete Zytokin-Sturm wird abgeschwächt, sodass die Folgen der Entzündungs-Reaktionen weniger schlimm sind. Auch Thrombosen treten weniger auf, die bei Covid-19 oft das gravierendste Problem darstellen. Die Patienten können durch die Vitamin-Gabe das Krankenhaus schneller wieder verlassen.

Vitamin B12 gegen neurodegenerative Erkrankungen

Erniedrigte Konzentrationen von Dopamin und Serotonin stehen im Zusammenhang mit der Entstehung von Demenz. Im Vorfeld einer Alzheimer-Erkrankung besteht oft ein Mangel an Vitamin B12. Auch ist belegt, dass chronisch-entzündliche Erscheinungen neurodegenerative Erkrankungen fördern können.

Im Hinblick auf die stetig steigenden Fälle von Alzheimer und Demenz erwägen Wissenschaftler nun, Vitamin B12 als vorbeugendes Mittel gegen den Ausbruch solcher Krankheiten einzusetzen. Das könnte zusammen mit Maßnahmen des Lebensstils wie Sport und gesunder Ernährung zur Bekämpfung der neurodegenerativen Erkrankungen beitragen.

In Studien konnte gezeigt werden, dass zusätzliche Gaben von Vitamin B12 die geistige Leistungsfähigkeit und die koordinativen Fähigkeiten verbessern können.

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Nächste Frage:

Vitamin B12 in Lebensmitteln

Oft kann der Cobalamin-Mangel mit besserer Ernährung beseitigt werden. In vielen Fällen ist eine Fehlernährung für den Vitamin-Mangel verantwortlich. Dann hilft es schon, mehr tierische Lebensmittel zu verzehren. Reich an Vitamin B12 sind Innereien wie Leber und Niere, aber auch Hering, Austern, Muscheln sowie Eier und Milchprodukte.

Der tägliche Bedarf ist abhängig vom Lebensalter. So brauchen

  • Babys 0,4 µg (Mikrogramm)
  • Kinder 1,0 µg bis 2,0 µg
  • Erwachsene 3,0 µg
  • und Schwangere und Stillende 3,5 µg bis 4,0 µg.

100 g Thunfisch enthalten rund 4,0 µg Vitamin B12 und 100 g Edamer etwa 2,00  µg.

Bei sehr schweren Mangelerscheinungen werden B12-Injektionen empfohlen. Damit wird sichergestellt, dass der Vitalstoff vollständig in den Körper gelangt, denn ein B12 Mangel kann (auch) auf Verdauungsstörungen beruhen. Dazu weiter unten gleich mehr.

Ist es schon zu einer megaloblastischen Anämie gekommen, werden 1.000 μg Hydroxocobalamin zweimal wöchentlich über 5 Wochen intramuskulär gespritzt. Bei einer Polyneuropathie werden durchaus auch zwei Jahre lang zweimal wöchentlich 1.000  μg Hydroxocobalamin intramuskulär gespritzt. Diese Injektionen werden / sollten auch dann fortgesetzt werden, wenn sich die Beschwerden schon nach kurzer Zeit bessern. Aber das sind alles Dinge, die mit einem Therapeuten besprochen werden sollten.

Nur Mikroorganismen produzieren Cobalamin

Pflanzen benötigen für ihren Stoffwechsel kein Vitamin B12. Deswegen ist der Vitamin-B12-Gehalt in oder auf Obst und Gemüse praktisch zu vernachlässigen. Geringe Mengen des Vitalstoffes können trotzdem auf den vegetarischen Lebensmitteln vorhanden sein. Denn die alleinigen Produzenten von Vitamin B12 sind Mikroorganismen. Und die besiedeln auch Pflanzen und so kann Cobalamin sozusagen als ´Verunreinigung´ auf Obst, Gemüse und Pilzen vorkommen. Doch diese kleinsten Mengen können niemals den Bedarf decken.

In vergorenem Gemüse, (z. B. Sauerkraut) stecken ebenfalls geringe Mengen Cobalamin. Die fermentierenden Mikroben bringen die Vitamine ins Lebensmittel. Aber Achtung! Das Sauerkraut muss traditionell hergestellt worden sein und darf nicht einfach gekocht werden und dann mit “Zusatzstoffen” versehen worden sein. Ebenso darf Sauerkraut nicht erhitzt worden sein um es haltbarer zu machen.

Das Ganze passiert auch in Bier und fermentierten Sojaprodukten wie Tempeh. Beides empfehle ich aber nicht zum Verzehr. Beim Bier sollte das klar sein. Die Sache mit dem Soja habe ich hier begründet: “Warum ich kein Soja essen würde“.

Algen sind hingegen sehr interessant! Algen sind mit Mikroorganismen besiedelt und tragen daher ebenfalls Vitamin B12 auf ihrer Oberfläche. Mehr zu Algen in meinem Beitrag: Algen – Heilkraft aus dem Meer. Allerdings ist bisher nicht ganz geklärt, ob die in pflanzlichen Lebensmitteln vorkommenden Vitamin-B12-Formen überhaupt aufgenommen werden oder im Menschen aktiv sind.

In tierische Lebensmittel gelangt Vitamin  B12 auf zwei Wege. Pflanzenfresser beherbergen in ihrer Darmflora Bakterien, die ihnen den Vitalstoff liefern. Besonders hoch ist der Vitamin-B12-Gehalt im Fleisch von Wiederkäuern. Carnivoren und Allesfresser (wie wir) nehmen Cobalamin dann meist mit dem Fleisch auf.

Zwar produzieren auch einige Mikroorganismen der menschlichen Darmflora Vitamin B12.  Doch das geschieht größtenteils im Dickdarm, während Cobalamin aber nur über den letzten Abschnitt des davor liegenden Dünndarms aufgenommen werden kann.

Nach bisherigem Wissen ist deshalb wichtig, Vitamin B12 mit der Nahrung oder als Nahrungsergänzungsmittel aufzunehmen.

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Manchmal kommt es trotz guter Ernährung zum Cobalamin-Mangel

In seltenen Fällen produzieren die Belegzellen des Magens unzureichende Mengen des sogenannten ´Intrinsic Factors´ oder das Protein arbeitet nicht effektiv genug. Das Eiweiß schützt das Vitamin vor der Magensäure und hilft den Dünndarmzellen, es aufzunehmen.

Durch den Blutkreislauf im Gewebe angekommen, müssen andere Transport-Proteine das Vitamin in die Zelle schleusen. Sie heißen Transcobalamin II, CblF und ABCD4. Beim  Imerslund-Gräsbeck-Syndrom sind die letzteren beiden Faktoren genetisch beschädigt, sodass die Zellen kaum Vitamin B12 aufnehmen. Wissenschaftler fanden fast 60 ähnliche Mutationen in Vitamin-B12-Transportern.

Auch nach einer vollständigen Entfernung des Magens oder des Dünndarmabschnitts, der Vitamin B12 aufnimmt (Ileum), wird oft zu wenig Vitamin B12 resorbiert.  Nach bariatrischen Operationen kommt es ebenfalls zu Hypovitaminosen, weil zu geringe Mengen der Vitalstoffe aufgenommen werden.

Eine Verkleinerung des Magens oder die Teil-Resektion des Dünndarms sollen die Aufnahme von kalorischen Nährstoffen bewirken. Doch wird dies mit einer Mangelversorgung von Vitaminen erkauft.

Verdauungsstörungen können einen Vitamin-B12-Mangel ebenfalls verursachen. Oft kommt es dazu, wenn zu wenig Salzsäure gebildet wird (Hypochlorhydrie). Auch eine Gastritis und eine Helicobacter-pylori-Infektion sowie eine Erkrankung der Bauchspeicheldrüse können die Vitalstoffaufnahme behindern.

Auch die Zöliakie und andere entzündliche Darmerkrankungen können Absorptions-Störungen der B-Vitamine zur Folge haben.

Nebenwirkungen einiger Medikamente sind eine weitere Ursache des Vitamin-Mangels. Dazu zählen Magensäureblocker vom Typ der Protonenpumpen-Hemmer und H2-Rezeptoren-Blocker, Kontrazeptiva (die ´Pille´) und Antibiotika . Das Antidiabetikum Metformin senkt den Vitamin-B12-Spiegel ebenfalls. Deswegen sollten Diabetiker Cobalamin zusätzlich einnehmen, weil sie ohnehin schon für Nerven- und Gefäßschäden anfällig sind.

Bei Multipler Sklerose ist die Vitamin-B12-Aufnahme ebenfalls herabgesetzt.

Selten ist ein starker Fischbandwurm-Befall verantwortlich. Die Darm-Parasiten zehren das Cobalamin auf, bevor es der Darm resorbieren kann.

Welches Vitamin B12 ist nun das Beste?

Diese Frage beantworte ich Ihnen in einem ausführlichen Beitrag im Blog unter:
Welches Vitamin B12 ist das Beste? [Ökotest 2023] (vitalstoffmedizin.com)

Die Diagnose des Vitamin-B12-Mangels ist gar nicht so einfach

Die Beschwerden, die ein Vitamin-B12-Mangel verursacht, sind so vielfältig, dass sich oft ein diffuses Bild ergibt. Zur allgemeinen Schwäche, regelrechter Lebensunlust und Infekt-Anfälligkeit, die sich besonders in Atemwegserkrankungen äußert, kann noch eine plötzlich auftretende Migräne hinzukommen. Dann müsste ein Arzt an die Hypovitaminose denken und das Blut untersuchen.

Ein Vitamin B12-Mangel zeigt sich an einem veränderten Blutbild. Typisches Zeichen ist dann die megaloblastäre Anämie (Addison-Anämie), eine Blutarmut mit gleichzeitiger Vergrößerung der roten Blutkörperchen.

Allerdings kann dies ebenso auf einen Folsäure-Mangel hinweisen und liegt nicht immer an zu niedrigen Cobalamin-Reserven. Auch der Homocysteinwert ist bei einem Mangel beider Vitamine erhöht.

Der Wert des aktiven Vitamins B12 (HoloTC) im Blutplasma ist aussagekräftiger, jedoch nicht alleiniges Kriterium. Denn es kann ein Mangel an Vitamin B12 im Gewebe vorherrschen.   Daher ist eine Bestimmung der Konzentrationen von MMS (Methyl-Malonsäure) und Homocystein erforderlich.

Zur Diagnose eines effektiven B12-Mangels sind immer alle 3 Parameter zu berücksichtigen. Denn auch bei guter Versorgung mit Cobalamin können erhöhte MMS- und Homocystein-Werte auftreten, weil dies auch eine Begleiterscheinung anderer Erkrankungen sein kann, die mit einem Vitamin-Mangel nichts zu tun haben.

Es gibt Gen-Defekte innerhalb von Enzym-Kaskaden, an denen auch Vitamin-B12 beteiligt ist.  Oft wird das resultierende Symptom dann fälschlicherweise der Hypovitaminose zugeordnet.

Beispielsweise können Mutationen des Enzyms Methylmalonyl-CoA-Mutase für einen erhöhten MMA-Spiegel verantwortlich sein. Diese ´Methylmalonazidurie´ täuscht dann zunächst einen Vitamin-B12-Mangel vor. Dann können nur genetische Tests den Trugschluss aus der Welt schaffen. Daher sind Untersuchungen auf Stoffwechselstörungen immer sinnvoll, wenn ein Vitamin-B12-Mangel vermutet wird.

Möglicherweise ist das Gen für die Fucosyltransferase fehlerhaft. In diesem Fall ist zwar das durch Haptocorrin gebundene Cobalamin sogar erhöht, ohne dass dies einen Einfluss auf das aktive und verfügbare Vitamin hätte. Dies weist darauf hin, wie wichtig die Bestimmung des HoloTC ist.

Zusätzlich zur chemischen Blut-Analyse sollte auch eine Addison-Anämie mit einer mikroskopischen Untersuchung des Blutes ausgeschlossen werden. Daneben muss auch geprüft werden, ob ein autoimmunes polyglanduläres Syndrom vorliegt. Bei dieser Erkrankung bildet das Immunsystem Antikörper gegen verschiedene Drüsen wie die Schilddrüse sowie andere Gewebe.

Dies kann die Entstehung von Morbus HashimotoMorbus Basedow, Morbus Addision, Diabetes Typ 1 und Vitiligo zur Folge haben. Festgestellt werden können die Erkrankungen mit einem Test auf entsprechende Antikörper.

Sind diese Immunglobuline spezifisch gegen den Intrinsic Factor oder die Belegzellen des Magens gerichtet, ist die Resorption von Cobalamin behindert.

Es kann auch sein, dass die B12-Werte normal sind und der Patient trotzdem die typischen Beschwerden hat. Auf der anderen Seite sind auffällige Labor-Parameter kein sicheres Indiz für den Vitamin-Mangel. Und es gibt auch Fälle, in denen der Vitamin B12 Spiegel sehr hoch ist, was unter anderem im Symptome.ch Forum hier diskutiert wird.

Deswegen ist auch die Anamnese ein wichtiges Standbein der Diagnose. Im Focus stehen dann die neurologischen und psychiatrischen Befunde. Ein anderes diagnostisches Mittel ist die intramuskuläre Gabe von Hydroxocobalamin auf Verdacht hin. Stellen sich Therapie-Erfolge ein, ist mit Sicherheit von einem Vitamin-B12-Mangel auszugehen.

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So nehmen Sie Vitamin B12 oral ein

In vielen Fällen kann es sinnvoll sein, Vitamin B12 als Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen. Zum Beispiel ist es in Kombination mit anderen B-Vitaminen ein wirksamer Schutz für das Herz. Vitamin B12 gilt in der Form von Hydroxocobalamin und Methylcobalamin als Mittel der Wahl bei Supplementierungen. Cyanocobalamin steht im Ruf, die Nieren zu belasten.

Hierfür sollten Sie einen Komplex mit 15 µg Vitamin B12, 100 Milligramm Vitamin B6 und 400 bis 1 000 µg (nicht mehr!) Folsäure einnehmen.

Wichtig bei allen B-Vitaminen ist der Einnahmezeitpunkt. Da sie auch gegen Müdigkeit und Antriebslosigkeit wirken, können die B-Vitamine zu Schlafstörungen führen, wenn Sie sie nachmittags oder abends einnehmen. Der optimale Einnahmezeitpunkt ist morgens nach dem Frühstück.

Zu bevorzugen sind Präparate ohne riskante Zusätze. Oft enthalten die Mittel Konservierungs-, Füll- und Farbstoffe, die den Nutzen der Vitamin-Supplementation aufheben können.

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Beitragsbild: 123rf.com – kerdkanno

Dieser Beitrag wurde letztmalig am 05.12.2023 aktualisiert und ergänzt.

René Gräber

René Gräber

Seit 1998 bin ich in eigener Naturheilpraxis tätig und begleite seitdem Patienten mit den unterschiedlichsten Beschwerden und Erkrankungen. Dabei spielen zahlreiche Vitalstoffe in der Behandlung eine Rolle, die in zahlreichen Fällen enorm helfen können.

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