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Lithiumorotat – Wirkung, Anwendung & Studien

Informationen aus der Naturheilpraxis René Gräber

René Gräber
René Gräber

Die gebräuchlichste Form des Einsatzes von Lithium in der Medzin ist der Gebrauch von Lithiumcarbonat. Daneben gibt es noch weitere Kombinationen, wie zum Beispiel Lithiumcitrat, Lithiumsulfat, Lithiumchlorid und Lithiumorotat.

Wie es aussieht, scheint es inzwischen eine Reihe von Therapeuten zu geben, die dem Lithiumorotat den Vorzug geben. Hier sollen angeblich eine Reihe von Vorteilen eine ausschlaggebende Rolle spielen. Das “Klinikum Sankt Georg” [1] zum Beispiel gibt an, dass niedrige Dosen von Lithiumorotat die Synthese von Serotonin stimulieren und einen antidepressiven Effekt ausüben würden. Darüber hinaus sei die Bioverfügbarkeit von Orotat besser als die von Carbonat.

Orotat ist das Salz der Orotsäure, ein Zwischenprodukt der Biosynthese des Uridinmonophosphats, einem Nukleotid, welches ein RNA-Baustein ist.

Des weiteren wird behauptet, dass Lithiumorotat Neuronen zu schützen in der Lage sei, was bei neurodegenerativen Erkrankungen, zum Beispiel bei Alzheimer, Parkinson, multipler Sklerose etc., einen positiven Effekt ausüben könne. Zudem könne Lithium nur als Orotat, nicht aber als Lithiumcarbonat, bei chronischen Kopfschmerzen, zur Unterstützung bei Epilepsie und als Entzugsmedikament bei Alkoholentzug eingesetzt werden. Ein weiterer positiver Effekt sei bei Typ-2-Diabetes der positive Effekt auf den Blutzuckerspiegel. Außerdem würde das Immunsystem stimuliert und es hätte eine antivirale Wirksamkeit bei Herpes simplex.

Die Dosierung liegt zwischen 125-200 Milligramm pro Tag. Lithiumorotat wird als nebenwirkungsfrei propagiert, weshalb es eine empfehlenswerte Nahrungsergänzung sei, “die sich sehr positiv auf den Erhalt unserer Gesundheit auswirkt“. Allerdings ist dieses Nahrungsergänzungsmittel dann doch nicht vollkommen frei erhältlich, sondern ist apothekenpflichtig und daher nur in Apotheken erhältlich, die es selbst herstellen können.

Was sagt die Wissenschaft?

Im Jahr 2021 stellte sich die Abteilung für Pharmakologie der Universität von Saskatchewan, Kanada, die Frage, ob Lithiumorotat eine überlegene Form der Lithium-Therapie darstelle [2].

Die Autoren stellen dabei fest, dass Lithiumcarbonat, welches bevorzugt in der Therapie von Depressionen und bipolaren Störungen zum Einsatz kommt, mit einer ganzen Reihe von Nebenwirkungen aufwarten kann, wie zum Beispiel erhöhtes Durstgefühl und vermehrter Harndrang als Beispiele für weniger bedenkliche Nebenwirkungen. Deutlich bedrohlichere Nebenwirkungen stellen Nierenfunktionsstörungen und Schilddrüsenunterfunktion dar.

Lithiumorotat könnte hier eine Alternative sein. Es ist in der Lage, die Blut-Hirn-Schranke schneller zu überwinden als Lithiumcarbonat, was dazu führt, dass die therapeutisch wirksamen Dosierungen von Lithiumorotat deutlich niedriger liegen als die von Lithiumcarbonat. Das würde wiederum dafür sprechen, dass auch weniger Nebenwirkungen zu erwarten sind.

Im Jahr 2023 veröffentlichten die gleichen Autoren eine weitere Arbeit zu diesem Thema, die den folgenden Titel trug:

Unterschiedliche Pharmakokinetik von Lithiumorotat erklärt, warum es in einem Mausmodell der Manie wirksamer, effektiver und weniger toxisch ist als Lithiumcarbonat” [3].

Die Autoren gingen hier von der Hypothese aus, dass aufgrund der Unterschiede in der Pharmakokinetik von Lithiumorotat und Lithiumcarbonat es zu einer höheren Wirksamkeit und geringeren Nebenwirkungsrate bei Lithiumorotat kommt. In einem Laborversuch mit Mäusen stellten die Autoren dann fest, dass Dosierungen von 1,5 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht Lithiumorotat bessere therapeutische Effekte zeitigen als 15-20 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht Lithiumcarbonat.

Im Bereich der Nebenwirkungen zeigte sich, dass Lithiumcarbonat im Verlauf der Therapie von 14 Tagen zu erhöhtem Durstgefühl bei den Tieren führte, bei den männlichen Tieren zu einem erhöhten Kreatininwert und bei den weiblichen Tieren zu einem erhöhten TSH-Wert. Bei Lithiumorotat wurden diese Folgeerscheinungen nicht beobachtet.

Dabei schien die Verwendung von Lithiumorotat in den 1970er Jahren auf wenig Gegenliebe gestoßen zu sein. Als Beispiel sei hier eine Arbeit von 1979 erwähnt, die die Nierenfunktion und Lithiumkonzentration bei Ratten nach Injektion von Lithiumorotat oder Lithiumcarbonat untersuchte [4].

Es zeigte sich, das bei der Injektion von gleichen Mengen Lithiumorotat und Lithiumcarbonat höhere Lithiumkonzentrationen im Serum und in den Gehirnen der Ratten nach der Injektion von Lithiumorotat zu finden war im Vergleich zu Lithiumcarbonat. Bei der Untersuchung der Nierenfunktion der Tiere zeigte sich, dass die Filtrationsleistung der Nieren abgenommen hatte, wenn Lithiumorotat gegeben wurde. Daraus schlossen die Autoren, dass die höheren Lithiumkonzentrationen nach Gabe von Lithiumorotat zu einer eingeschränkten Nierenfunktion führten und daher der Einsatz von Lithiumorotat bei der Behandlung von Menschen nicht geeignet sei.

Das wiederum scheint eine logische Erklärung zu sein, warum in der Folge Lithiumcarbonat als Darreichungsform Mittel der Wahl unter den Lithium-Formulierungen wurde. Was man aber zum damaligen Zeitpunkt anscheinend nicht gewusst hatte, ist, dass durch die höhere Bioverfügbarkeit von Lithiumorotat gleiche Mengen von Orotat und Carbonat beim Orotat zu höheren Lithium-Spiegeln führen muss und damit auch zu entsprechenden Nebenwirkungen. Eine einfache Dosisanpassung hätte dieses Problem schnell gelöst.

Genau zu diesem Schluss gelangte eine Gruppe von Wissenschaftlern bereits im Jahr 1978, die die Lithiumkonzentrationen in den Gehirnen von Ratten nach den Injektionen von Orotat und Carbonat untersucht hatten [5]. Hier zeigten sich bis zu dreimal höhere Konzentrationen von Lithium nach Orotat-Gabe in den Gehirnen der Tiere bei gleicher Dosierung von Orotat und Carbonat. Daraus schlossen die Autoren Folgendes:

Diese Daten legen die Möglichkeit nahe, dass mit niedrigeren Dosen von Lithiumorotat als Lithiumcarbonat therapeutische Lithiumkonzentrationen im Gehirn und relativ stabile Serumkonzentrationen erreicht werden können.

Im Jahr 2021 untersuchten ungarische und amerikanische Wissenschaftler das toxikologische Potenzial von Lithiumorotat und stellten Folgendes fest [6]:

Laut Kenntnis der Autoren wurde das toxische Potenzial von Lithiumorotat nie in klinischen und präklinischen Studien untersucht. Daher unternahmen die Autoren eine Reihe von genotoxischen Untersuchungen und Tests bei oralen Gaben von wiederholten Dosen, um diesbezügliche Nebenwirkungen zu untersuchen. Es zeigte sich, dass Lithiumorotat nicht genotoxisch ist und keine Chromosomenschäden bei Säugetieren verursacht. Der orale Test mit wiederholten Dosen über einen Zeitraum von 28 Tagen zeigte dann, dass bei steigenden Dosierungen von null über 100, dann 200 und zuletzt 400 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag keine Toxizität zu beobachten war. Es gab auch keine Beeinträchtigung von Organfunktionen, selbst bei der höchsten Dosierung von 400 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag.

Dass inzwischen Lithiumorotat als Mittel der Wahl anerkannt wird, dürfte diese Begebenheit andeuten, einem Einzelfall, wo bei einer 38-jährigen Frau [7], die wegen einer entzündlichen Beckenerkrankung ins Krankenhaus aufgenommen wurde, eine Reihe von Medikamenten zunächst nicht verabreicht werden konnten, da sie ein Lithiumpräparat einnahm.

Die fraglichen Medikamente, die bekanntermaßen mit Lithium interagieren, aber für die Therapie der Frau notwendig waren, waren Metronidazol, ein Antibiotikum zur Therapie von bakteriellen Infektionen, und Naproxen, ein Schmerzmittel, was auch fiebersenkend und entzündungshemmend wirkt.

Es stellte sich dann heraus, dass es sich bei dem Lithiumpräparat um Lithiumorotat handelte, und dass die Serum-Konzentrationen von Lithium unter 0,05 Millimol pro Liter lagen, was den Einsatz von Metronidazol und Naproxen risikofrei ermöglichte.

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Wie toxisch sind Lithium-Nahrungsergänzungsmittel?

Die Schulmedizin und ihre Freunde hören nicht auf, vor den angeblich gefährlichen Nahrungsergänzungsmitteln zu warnen, die ja angeblich alle so schrecklich nebenwirkungsreich sein können (was eigenartigerweise für die wirklich gefährlichen “Coronaimpfungen” dann wieder nicht gilt, obwohl sie es zu sein scheinen).

In dem Bemühen, dies zu verdeutlichen, veröffentlichten 2007 zwei Autoren aus der Notfallaufnahme der Universität von Pittsburgh einen Beitrag, der dies veranschaulichen sollte [8]:
Geschildert wurde der Fall einer 18-jährigen Frau, die 18 Tabletten eines lithiumhaltigen Supplements eingenommen hatte. Jede Tablette enthielt 120 Milligramm Lithiumorotat (3,83 Milligramm elementares Lithium pro 100 Milligramm Orotat). Bei 18 Tabletten entspricht dies 82,8 Milligramm elementares Lithium.

Die Patientin klagte in der Folge über Übelkeit und berichtete von einem einmaligen Erbrechen. Die daraufhin folgende Untersuchung zeigte keine Veränderung der Körperfunktionen. Lediglich ein leichter Tremor ohne Krämpfe war zu verzeichnen. Das EKG zeigte ebenfalls keine Auffälligkeiten und der Sinus Rhythmus war normal. Die Patientin erhielt intravenös Flüssigkeit und ein Medikament gegen Erbrechen. Nach drei Stunden waren Übelkeit und Tremor verschwunden. Die Patientin wurde daraufhin in ein psychiatrisches Hospital verlegt.

Man fragt sich bei diesem Bericht, wo die Dringlichkeit der Warnung vor Nahrungsergänzungsmitteln liegen mag, wenn 18 Tabletten Übelkeit, Erbrechen und leichtes Zittern verursachen? Ist dies nicht eine Dokumentation der Sicherheit und eingeschränkten Unbedenklichkeit von Lithiumorotat, welches zeigt, dass ernsthafte Komplikationen bei weit höheren Dosierungen auftreten?

Ich will damit nicht diese Lithium-Präparate schönreden und ihnen eine 100-prozentige Unbedenklichkeit andichten. Ich will damit nur klarstellen, dass 18 Tabletten eines verschreibungspflichtigen Medikamentes in der Regel mit weitaus schwereren Folgen einhergehen, oft mit dem Tod des Betroffenen, als dies in diesem Fall mit 18 Tabletten Lithiumorotat der Fall war.

Fazit

Lithiumorotat scheint im Vergleich zu Lithiumcarbonat deutlich günstiger in Sachen Wirksamkeit und Nebenwirkungen zu sein. Die hier aufgeführten Fallbeispiele lassen vermuten, dass auch höhere, nicht für eine Therapie notwendige Dosierungen nur zu für die Betroffenen unangenehmen Nebenwirkungen führen, die nicht lebensbedrohlich sind. Soll nicht geleugnet werden, dass Lithium einen engen therapeutischen Bereich hat, dem auch weiterhin Rechnung getragen werden muss.

Die Empfehlung, Lithiumorotat prophylaktisch jeden Tag einzunehmen, um gesundheitliche Vorteile zu ernten, kann ich allerdings nicht nachvollziehen. Dafür habe ich auch keine wissenschaftlichen Studien finden können, wie auch das gefundene Material eher auf Tierstudien basiert. Klinische Studien für Lithium und seine Darreichungsformen scheinen bislang noch sehr spärlich zu sein.

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Quellen: 

Beitragsbild: pixabay.com – jhenning
René Gräber

René Gräber

Seit 1998 bin ich in eigener Naturheilpraxis tätig und begleite seitdem Patienten mit den unterschiedlichsten Beschwerden und Erkrankungen. Dabei spielen zahlreiche Vitalstoffe in der Behandlung eine Rolle, die in zahlreichen Fällen enorm helfen können.

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