Mineralstoffe

Entgiften mit Kieselgur?

Informationen aus der Naturheilpraxis René Gräber

René Gräber
René Gräber

Kieselgur ist eine spezielle Form von Kieselerde.

Während man unter Kieselerde allgemein Mineralien und Sedimente mit einem hohen Siliziumgehalt versteht, besteht Kieselgur aus fossilen Kieselalgen, die siliziumhaltige Zellwände aufweisen, die nach dem Absterben erhalten blieben und auf diese Weise heute Kieselerde in Form von Kieselgur bilden.

Ein anderer Begriff für Kieselgur, dem man auch häufig begegnen wird, ist „Diatomeenerde“.Kieselgur besteht aus Siliziumdioxid mit amorpher Struktur. Das Mineral ist daher eines der wenigen, die nicht kristallin aufgebaut sind.

Zur Kieselerde hatte ich bereits diesen Beitrag verfasst: Kieselsäure – Kieselerde. Bei den Schüssler Salzen trägt es als „Stabilisierungsmittel“ die Nr. 11: Silicea (Kieselsäure oder auch Kieselerde) Schüssler Salz Nr. 11.

Siehe auch: Heilerde | Wirkung – Anwendung und Nutzen

Naturprodukt Kieselgur

Die Skelette der fossilen Kieselalgen besitzen viele Eigenschaften, die sie für eine Reihe von Anwendungen geeignet erscheinen lassen. Da ist zum Einen eine sehr kleine Teilchengröße und eine hohe Porosität, die eine große Reaktionsoberfläche bereitstellt. Zum Anderen ist Kieselgur chemisch reaktionsträge, was Interaktionen mit biologischen Strukturen und Molekülen weitestgehend ausschließt.

Das heißt in den schulmedizinischen Jargon übersetzt, dass Kieselgur mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine Nebenwirkungen mit sich bringt und daher als sicher gilt.

Aufgrund seiner Eigenschaften wird Kieselgur vielseitig eingesetzt, zum Beispiel als Filtrationsmittel, Dämmstoff, Reinigungsmittel (Zahnpasta, Scheuermittel etc.), Trocknungsmittel, Fließmittel und ehemals zur Herstellung von Dynamit.

Aufgrund seiner Fähigkeit, Flüssigkeit zu absorbieren, trocknet Kieselgur seine Umgebung aus und entzieht damit vielen Keimen die Grundlage zur Existenz. Darum wird Kieselgur auch als Einstreu in Kuh- und Schweineställe eingebracht, was die Verbreitung von Infektionen limitiert und außerdem die Geruchsentwicklung im Stall einschränkt.

Die wissenschaftliche Erörterung von Kieselgur

Kieselgur wird offensichtlich in den Staaten ähnlich verwendet wie Kieselerde, also zur Unterstützung von Aufbau von Haut, Haaren und Nägeln und zur Entgiftung im Darmtrakt. Dr. Mercola zum Beispiel spricht von Kieselgur als Nahrungsergänzungsmittel und seiner Fähigkeit, Schwermetalle und andere Toxine im Gastrointestinaltrakt zu binden und dann über den Stuhl aus dem Organismus zu entfernen.

Als Quelle hierfür gibt er die Weston A. Price Foundation an, eine Non-Profit-Organisation, die sich der Verbesserung der Ernährung in den USA widmet. Der entsprechende Beitrag, auf den sich Dr. Mercola bezieht, enthält allerdings keine wissenschaftlichen Arbeiten, die die hier gemachten Behauptungen unterstützen oder widerlegen.

Es ist auch unklar, ob eine einfache Gleichsetzung von Kieselgur und Kieselerde in Bezug auf die oben genannten Eigenschaften zulässig ist. Man könnte dies vermuten, da Kieselgur als eine besondere Form der Kieselerde „gehandelt“ wird.

Ernstzunehmende wissenschaftliche Arbeiten, die sich mit Kieselgur beschäftigen, sind extrem rar.

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Lungenschäden durch Kieselgur?

Eine frühe Arbeit aus dem Jahr 1978 beschäftigt sich mit einer möglichen Silikose bei Arbeitern in Schweden, die in einer Kieselgur-Fabrik arbeiten (Silicosis in diatomaceous earth factory workers in Sweden. – PubMed – NCBI).

Der Autor stellt fest, dass die Arbeit mit Kieselgur eine Silikose auslösen kann. Die Expositionszeit ist dabei relativ kurz. Mit dem steigenden Bedarf an Kieselgur für die verschiedenen industriellen und landwirtschaftlichen Nutzungen befürchtet der Autor auch eine Zunahme von Silikose bei den Industriearbeitern.

Nach diesem wenig vielversprechenden Auftakt geht es weiter mit noch schlechteren Nachrichten: Lung cancer incidence among an Icelandic cohort exposed to diatomaceous earth and cristobalite. – PubMed – NCBI

Diese Arbeit aus dem Jahr 1997 sieht einen Zusammenhang zwischen Lungenkrebs und Kieselgur bei Arbeitern in einer Kieselgur-Fabrik in Island. Auch wenn dieser Zusammenhang statistisch nicht signifikant war, befürchten die Autoren eine Zunahme der Fälle von Lungenkrebs mit steigender Expositionszeit von Kieselgur.

Im Jahr 2015 erschien eine ähnliche Arbeit, diesmal mit Kieselgur-Arbeitern aus Kalifornien: Extended follow-up of lung cancer and non-malignant respiratory disease mortality among California diatomaceous earth workers. – PubMed – NCBI

Auch hier sahen die Autoren einen Zusammenhang zwischen Kieselgur-Exposition und einem gesteigerten Risiko für Lungenkrebs und nicht malignen Lungenerkrankungen. Aber auch hier ergab sich keine statistische Signifikanz für diesen Zusammenhang.

Dies ist umso bemerkenswerter, da die vorher zitierte Arbeit mit über 900 Probanden durchgeführt wurde, die jetzt diskutierte Arbeit mit über 2300 Probanden. Trotz der erhöhten Probandenzahlen scheint sich die Befürchtung, die die Autoren der vorigen Arbeit geäußert hatten, dass sich nämlich mit steigender Exposition auch die Fallzahlen erhöhen könnten, nicht zu bewahrheiten.

In diesem Zusammenhang wird zwischen verschiedenen Formen von Kieselerde unterschieden, worunter offensichtlich auch Kieselgur subsumiert wird. Kristalline Kieselerde gilt als lungenschädigend und Auslöser einer Silikose. Amorphe Kieselerde dagegen scheint eine geringe Toxizität zu haben.

Eine langfristige Exposition und Inhalation dieser Kieselerde führt jedoch auch zu Lungenschädigungen. Kieselgur enthält zum größten Teil amorphe Kieselerde und einen kleinen Teil kristalliner Kieselerde. Die heutigen Formulierungen sind in der Regel so gestaltet, dass sie aus amorpher Kieselerde bestehen und nur wenig beziehungsweise überhaupt keine kristalline Form mehr aufweisen.

Nach diesen wenig ermutigenden Erörterungen gibt es einige wenige Arbeiten, die sich nicht nur mit den Schattenseiten von Kieselgur auseinandersetzen (wollen).

An dieser Stelle muss ich einflechten, dass die Inhalation von Kieselgur keine adäquate Form der Einnahme dieser Substanz darstellt. Das heißt mit anderen Worten, dass der Vorwurf eines möglichen Zusammenhangs mit Lungenkrebs nichts mit der oralen Einnahme zu tun hat. Und daraus abzuleiten, dass besondere Vorsicht bei der Verwendung von Kieselgur anzuwenden ist, ist mit nichts zu rechtfertigen. Denn dann müssten wir auch den Gebrauch von Wasser einschränken oder ganz verbieten, da die Inhalation von Wasser in der Regel mit Ertrinken und Tod endet. Aber weder Wasser noch Kieselgur sind für die inhalative Einnahme gedacht.

Kieselgur und Cholesterin-Spiegel

Diatomaceous earth lowers blood cholesterol concentrations. – PubMed – NCBI

Diese österreichische Arbeit stammt aus dem Jahr 1998. Die Probandenzahl betrug 19 gesunde Erwachsene mit leicht erhöhten Cholesterinwerten. Die Teilnehmer erhielten dreimal täglich 250 Milligramm Kieselgur über den Zeitraum von 8 Wochen. Gemessen wurden Cholesterin, HDL, LDL und Triglyceride zu Beginn der Studie, danach alle 2 Wochen bis zum Ende der Studie und noch einmal 4 Wochen nach dem Ende der Studie.

Resultate: Im Vergleich zu den Werten bei Studienbeginn bewirkte Kieselgur eine signifikante Senkung von Cholesterin mit einem Maximum bei Woche 6 (13,2 Prozent Senkung im Vergleich zum Ausgangswert). LDL und Triglyceride sanken ebenfalls statistisch signifikant. Bei der letzten Messung, 4 Wochen nach Studienende, sahen die Autoren, dass die verringerten Werte auch zu diesem Zeitpunkt noch zu beobachten waren. Zu diesem Zeitpunkt war auch eine deutliche Erhöhung von HDL zu vermerken.

Die Autoren schließen aus ihren Beobachtungen, dass Kieselgur als Bio-Produkt in der Lage ist, Cholesterin und Lipidprofil positiv zu verändern.
Mein Fazit: Die Studie mit nur 19 Probanden hat kaum statistisch relevanten Aussagewert. Dazu kommt noch, dass es sich hier nicht um eine placebokontrollierte Studie handelt, was eine Beurteilung zusätzlich erschwert.

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Steigert Kieselgur die Wirkung von Schimmelgiften?

Eine etwas neuere Studie aus dem Jahr 2015, südafrikanischer Herkunft, beschäftigt sich mit der Effektivität von Betonit, Kieselgur und Kurkuma und der Fähigkeit, die toxischen Effekte von Aflatoxin bei Küken zu limitieren: Efficacy of adsorbents (bentonite and diatomaceous earth) and turmeric (Curcuma longa) in alleviating the toxic effects of aflatoxin in chicks. – PubMed – NCBI.

In der Studie erhielten die Tiere die übliche Diät plus Aflatoxin B1 plus einer der 3 erwähnten Substanzen zusammen oder in verschiedenen Kombinationen. Bei den 250 Küken zeigten sich verschiedene Effekte unter den verschiedenen Kombinationen. Das Hauptaugenmerk der Autoren lag auf der Verhinderung von Leberschädigungen, für die Aflatoxin bekannt und gefürchtet ist.

Hier zeigte sich, das keine der Kombinationen in der Lage war, die lebertoxische Potenz von Aflatoxin B1 zu bremsen. Die Gabe von Kieselgur und Aflatoxin führte zu einer verringerten Futteraufnahme und zu einer geringeren Gewichtszunahme im Vergleich zu einer Kontrollgruppe. Küken, die auf Aflatoxin, Kieselgur und Kurkuma eingestellt waren, zeigten ein geringeres Wachstum als die Küken, die nur mit dem Toxin versorgt worden waren.

Mein Fazit: Diese Arbeit und deren Ergebnisse ist noch schwerer einzuordnen als die bislang diskutierten Arbeiten. Wenn man die Küken als Grundlage für eine Beurteilung nehmen würde, dann sieht es so aus, dass weder Kurkuma, noch Betonit, noch Kieselgur eine entgiftende Wirksamkeit besitzen.

Interessant ist hier, dass Aflatoxin alleine, trotz seines leberschädigenden und kanzerogenen Potenzials, kaum Einfluss auf das Wachstum der Tiere hat, in Kombination mit Kieselgur und Kurkuma dagegen ein signifikantes Wachstumsdefizit bewirkt. Erklärungen für dieses Phänomen liefern die Autoren nicht.

Fazit

Kieselgur als eine spezielle Form von Kieselerde scheint für die Wissenschaft nicht sonderlich interessant zu sein. Die Zahl der wissenschaftlichen Arbeiten ist extrem überschaubar und zudem noch sehr unspezifisch. Behauptungen, beziehungsweise Annahmen, dass Kieselgur eine entgiftende Funktion ausübt, kommt in den bislang durchgeführten Studien fast gar nicht zur Sprache.

Die meisten Studien beschäftigen sich damit nachzuweisen, dass Kieselgur Lungenkrebs beziehungsweise eine Silikose auslösen kann. Das allerdings bezieht sich nur auf die Exposition von Kieselgur-Staub/Mehl, für die niemals jemand eine therapeutische Potenz behauptet hat.

Entgiften von Toxinen wie Aflatoxin B1 scheint weder mit Kieselgur, noch mit Kurkuma, noch mit Betonit zu funktionieren, zumindest bei Küken. Allerdings sind Aflatoxin nicht unbedingt tagtägliche Wegbegleiter, wenn es um die Frage geht, welche Toxine täglich über unsere Nahrung in unseren Organismus gelangen und somit neutralisiert werden müssen.

Hier sind andere Toxine häufiger und konzentrierter und damit signifikanter in den gängigen Lebensmitteln vorhanden. Arbeiten zu diesen Toxinen und Kieselgur scheint es (noch) nicht zu geben.

Fazit vom Fazit: Die Werbeversprechen von Kieselgur-Anbietern als Mittel zur Entgiftung scheinen bislang auf Vermutungen oder selbst gemachten praktischen Erfahrungen zu beruhen. Wissenschaftliche Beobachtungen dazu kenne ich nicht. Dies heißt aber nicht, dass Kieselgur somit keine entgiftende Potenz besitzt. Bislang können wir dazu einfach nichts sagen.

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René Gräber

René Gräber

Seit 1998 bin ich in eigener Naturheilpraxis tätig und begleite seitdem Patienten mit den unterschiedlichsten Beschwerden und Erkrankungen. Dabei spielen zahlreiche Vitalstoffe in der Behandlung eine Rolle, die in zahlreichen Fällen enorm helfen können.

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