Vitamine

Künstliche und synthetische Vitamine – Gesund oder schädlich?

Informationen aus der Naturheilpraxis René Gräber

René Gräber
René Gräber

Und vor allem: Wie wir Verbraucher getäuscht und in die Irre geführt werden…

Eines gleich vorweg: Vitamine sind eine biologische Notwendigkeit, denn ohne Vitamine wäre kein Leben denkbar.

Aber das hält zahlreiche “Experten” (vor allem von Seiten der Schulmedizin) nicht davon ab, Vitamine als potenziell gefährlich einzustufen.

Der erste Punkt der Bedenken sind die angeblich zu hohen Konzentrationen von Vitaminen, die dann für allerlei üble Nebenwirkungen verantwortlich sein sollen.

Es gibt auch die entsprechenden Studien dazu, meist Metaanalysen, die beweisen, was bewiesen werden soll. Wie so etwas geht, das habe ich in „Die Vitamine im Spiegel des Spiegels“ beschrieben.

Während die Schulmedizin fleißig vor den bösen Vitaminen und ihren potenziell schädlichen Wirkungen warnt, zeigt die Pharmaindustrie weniger Zurückhaltung, obwohl auch sie im Prinzip die Meinung der Schulmedizin teilt. Aber wenn man mit Nahrungsergänzungsmitteln und Vitaminen auch Geld machen kann, dann sagt man schon mal „hü“, galoppiert aber nach „hott“.

Und da natürliche Vitamine im Apfel und der Orange ganz von selbst und natürlich vorkommen, werden von der Industrie häufig aus Kostengründen Vitamine synthetisiert, da eine Verarbeitung von Obst und anderen Vitaminlieferanten aufwendig und teuer ist. Warum auch nicht?

Immerhin schlucken die Kunden der Pharmafirmen ja auch andere synthetische Substanzen, wenn sie sie vom Arzt verschrieben bekommen. Da können so ein paar synthetische Vitamine doch nicht schaden, oder?

Der kleine und feine Unterschied

Während man bei Medikamenten sogar die übelsten Nebenwirkungen schon fast als naturgegebene oder auch gottgewollte Gegebenheit akzeptiert hat, geht immer wieder ein Aufschrei durch das Land, wenn jemand nach der Einnahme von Vitaminpräparaten zum Arzt getragen werden muss.

Niemand fragt nach, um was für ein Vitaminpräparat es sich dabei gehandelt hat.

Ein Teil der Nebenwirkungen, auch bei „normalen“, verschreibungspflichtigen Medikamenten, kann auf den Zusatzstoffen beruhen, die aus einer Tablette erst eine Tablette machen, also aus galenischen Zusätzen, ohne die die Wirksubstanz nur als loses Pulver vorliegen würde.

Solche Füllmaterialien etc. können einen nicht geringen Anteil an unerwünschten Wirkungen haben, wie ich das in „Gesunde Nahrungsergänzungsmittel mit krankmachenden Füllmaterialien“ beschrieben habe.

Der erste Unterschied: künstliche Zusatzstoffe

Denn Nahrungsergänzungsmittel und Vitamintabletten und Vitaminkapseln haben eben genau diese galenischen Zusätze wie ihre chemischen „Vettern“, die verschreibungspflichtigen Medikamente, und haben damit ein Potenzial für Nebenwirkungen, die einfach auf der Galenik beruht und weniger auf dem jeweiligen Vitamin selbst.

Und diese Zusätze sind alles andere als natürlich. Somit schluckt der gesundheitsbewusste Zeitgenosse Vitamine für das eigene Wohlergehen, freut sich über die Natürlichkeit der Substanzen, die er da zu sich nimmt, und weiß nicht, dass die Zusatzstoffe genau so chemisch sind wie die Stoffe, die er zu vermeiden versucht hat.

Resultat: Nebenwirkungen, wie man sie auch bei Medikamenten zu sehen bekommt: Medikamentenallergie und Arzneimittelunverträglichkeit – Was tun?

Vitaminpräparate sind beziehungsweise waren häufig Präparate mit nur einem Vitamin in der Pille. Getreu dem Dogma der segmentiellen Medizin, dass man, wenn eben möglich, nur mit „Monopräparaten“ arbeiten sollte, hatte man lange Zeit schwerpunktmäßig Vitamine als „Isolate“ angeboten.

Leider schießt so eine Betrachtungsweise vollkommen an der Biologie des Menschen (und auch vieler Tiere) vorbei.

Denn wir brauchen nicht nur ein bestimmtes Vitamin und dann noch ausgerechnet das Vitamin, dass die Firma XY gerade so nett in der Fernsehwerbung oder auf den Plakaten zum Kauf anpreist. Nein, es gibt viele verschiedene Vitamine.

Und der größte Teil dieser Vitamine ist lebensnotwendig und kann nur über die Nahrung zugeführt werden. Hier eine Zusammenstellung aller Vitamine (von Mutter Natur) in meiner Vitamintabelle. Klar: da sind auch nur die Vitamine aufgeführt, die wir bisher kennen…

Vom Monopräparat zum Schrotschuss

Welcher Gedanke liegt da näher als Vitamine in einer Tablette oder Kapsel zu kombinieren und als Multivitaminpräparat anzubieten. Gut gebrüllt Löwe…

Aber: Unter „Multivitamine – Ja oder Nein?“ erläutere ich, dass eine handvoll Vitamine in einer Kapsel immer noch kein Ersatz sein kann für eine natürliche Ernährung mit Obst und Gemüse.

Ich möchte an dieser Stelle die Diskussion um die abnehmende Qualität und die Abnahme der Nährstoffe in unseren Lebensmitteln ausklammern. Denn sonst wird es noch komplizierter. Wer sich dafür interessiert, darf meinen Report “Vitalstoffverlust in Obst und Gemüse” lesen.

Der zweite Unterschied: manchmal sind synthetische Vitamine mit den natürlichen nicht identisch

Die Zusammenstellung solcher Multivitaminpräparate ist immer nur eine Selektion einiger Vitamine und eine Selektion in Sachen Dosierung. Da werfen die Hersteller „wertvolles“ Vitamin A in die Tabletten, wo die Natur weniger problematisches Beta-Carotin anbietet, das der Körper in Vitamin A umwandeln muss.

Aber dieser Prozess erfolgt immer im Rahmen der Notwendigkeit und nicht der unbedachten Überproduktion. Oder mit anderen Worten: Der Körper produziert genau so viel, wie er benötigt und vermeidet so eine zu hohe Dosierung von toxischem Vitamin A.

Man kann sich also für die natürliche oder die synthetische Variante entscheiden. Eine Möhre jedenfalls enthält ausnahmslos natürliches Beta-Carotin (es sei, Sie verspeisen eine Möhre aus Plastik). Synthetisches Beta-Carotin unterscheidet sich vom natürlichen nicht durch die Summenformel des Moleküls.

Es unterscheidet sich durch die stereochemische Konfiguration des Beta-Carotin-Moleküls. Das sieht aus, als ob bestimmte Atome oder kleine Molekül-Gruppen am Grundgerüst verrutscht sind.

Diese Konfiguration, je nachdem wo sich die bestimmte Gruppe am Gerüst befindet, nennt der Biochemiker dann cis- oder trans-Konfiguration.

Die natürlichen Beta-Carotine liegen zu fast 100 Prozent in cis-Konfiguration vor. Die synthetischen dagegen sind fast zu 100 Prozent in trans-Konfiguration.

Die trans-Konfiguration ist besser resorbierbar; daher werden die cis-Beta-Carotine im Darm in trans umgewandelt. Einmal resorbiert, werden die trans-Carotine wieder zu cis umgewandelt. Und dies scheint mit synthetischen trans-Konfigurationen nicht möglich zu sein.

Inwieweit ein erhöhter Beta-Carotin-Spiegel mit trans-Konfiguration eine Bedeutung für den Organismus hat, das kann heute noch niemand beantworten. Vielleicht liegt die momentan fehlende Antwort auch darin begründet, dass noch niemand sich die Mühe gemacht hat, diesen Sachverhalt zu untersuchen.

Denn es handelt sich immerhin um ein Vitamin – und Vitamine zu untersuchen ist ja reine Zeit- und Geldverschwendung. Es wird schon gesund sein, denkt man sich bei den Herstellern.

Ein ähnliches Bild ergibt sich bei Folat (Vitamin B9). Folsäure muss erst noch vom Organismus in Folat umgewandelt werden, was nur langsam und sehr begrenzt möglich ist. Im Gegensatz zum Vitamin A ist Folat jedoch nicht toxisch, sodass eine Zufuhr von Folat günstiger scheint als die von Folsäure. Allerdings scheint die Diskrepanz hier nicht so besonders signifikant zu sein.

Eine andere Kategorie sind die Vitamine, die in Kapseln, aber kaum in der Natur vorkommen. Ein solches Szenario haben wir beim Vitamin E vorliegen. Durch die Bank bieten die Vitaminhersteller alpha-Tocopherol an. Diese Form des Vitamin E hat aber physiologische Nachteile gegenüber den delta- und gamma-Formen (siehe auch:  Das gute und das schlechte Vitamin E).

Beachtet werden muss auch, dass alle Varianten des Vitamins (Alpha-, Beta-, Delta- und Gamma) jeweils spezifische Funktionen im Stoffwechsel ausüben.

Alpha-Tocopherol hat kaum oder keine anti-oxidative Eigenschaften, in hohen Dosierungen sogar pro-oxidative Eigenschaften. Damit besteht der Verdacht, dass diese Form sogar Lipidoxidation herbeiführen kann, was dem Wirkprinzip von freien Radikalen entspricht.

Die beiden anderen Formen und die verschiedenen Tocotrienole habe dagegen hervorragende anti-oxidative Eigenschaften. Das häufig verwendete DL-Alpha-Tocopherol hat zwar in vitro gute anti-oxidative Eigenschaften, doch im biologischen System eine um 50 % reduzierte Wirksamkeit.

Die synthetischen alpha-Tocopherole, die in der Regel zum Verkauf angeboten werden, sind aufgrund ihrer chemischen Instabilität mit einer Acetyl-Gruppe oder Succinyl-Gruppe konjugiert. Diese Veränderung im Molekül macht den Wirkstoff besser haltbar. Die anti-oxidativen Wirkungen von alpha-Tocopherol-Acetet und alpha-Tocopherol-Succinat entfalten sich erst nach der Abspaltung der im Derivat vorhandenen Gruppen.

Die aktiven Formen entstehen durch die Einwirkung der Magensäure aber nur zu 50 Prozent aus den aufgenommenen Mengen. Und diese Verbindungen weisen dann auch nur im Reagenzglas eine nennenswerte anti-oxidative Eigenschaft auf. Bei äußerlicher Anwendung sind die Präparate in Ermangelung einer starken Säure ohnehin wirkungslos.

Alpha-Tocopherol steht im Verdacht, das Risiko für Prostatakrebs zu erhöhen, was für die anderen Vitamin-E-Formen nicht bekannt ist. Gamma-Tocotrienol kann nachweislich sogar Tumorzellen in der Prostata besser abtöten als eine Chemotherapie.

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Oft reicht die Dosierung einfach nicht

Manchmal ist es auch so, wie ich es im “Multivitamin“ Beitrag beschrieben, dass der geneigte Kunde ganz tolle Vitamine erwirbt, die aber nur auf der Verpackung aufgeführt werden, in den Kapseln aber gar nicht oder in unzureichender Menge enthalten sind. Da könnte man gleich einen Plastikapfel essen …

Im Zweifel ist “naturidentisch” besser als “natürlich”

Wenn ein technisch synthetisiertes Vitamin seinem biologischen Vorbild in der Molekülstruktur völlig identisch ist, sollte es auch dieselbe Wirkung haben. In einigen Fällen ist dies sogar der Fall. Ein Beispiel dafür ist Vitamin C oder Ascorbinsäure.

Die großen Mengen, die für hochdosierte Präparate gebraucht werden, können zwar aus Früchten oder Gemüse extrahiert werden, jedoch wäre dies viel zu teuer.

Deswegen haben Chemiker ein Verfahren entwickelt, Vitamin C aus Kohlenhydraten herzustellen. Der Synthese-Weg ist zwar ein komplett anderer als in Organismen, allerdings kommt in beiden Fällen dasselbe heraus. Dann spricht auch nichts dagegen, diese Vitamin-Präparate einzunehmen, solange man den Verzehr von Obst und Gemüse nicht vergisst.

Denn die natürlichen Vitaminquellen enthalten noch Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe, auf deren Wirkungen niemand verzichten sollte. Mit den Präparaten können allerdings Vitalstoff-Dosierungen aufgenommen werden, die mit Lebensmitteln bei normaler Ernährung nicht erreicht werden können.

Für gezielte gesundheitliche Wirkungen sind daher Ascorbat-Präparate durchaus empfehlenswert. So beugen große Mengen Vitamin C einer Herzinsuffizienz, dem Schlaganfall und Schäden an Herzkranzgefäßen vor. Eine gesunde Ernährung ist dazu zwar auch geeignet, aber längst nicht in dem Maße wie die Supplementierung.

Auf jeden Fall sollten zusätzlich immer Verbindungen des sekundären Stoffwechsels der Pflanzen aufgenommen werden. Dazu zählen besonders die oligomere Procyanidine (OPC), die als oxidoreduktive Verbindungen Vitamin C wieder nutzbar machen können. Mehr dazu auch im Beitrag von Dr. Bruno Kugel: https://bruno-kugel.de/vitamin-c-natuerlich-oder-kuenstlich-synthetisch/

Auch die Leber- und Immunfunktion werden durch die Präparate gestärkt, weil Vitamin C in den optimalen Größenordnungen aufgenommen werden kann. Voraussetzung ist allerdings, dass die Mittel auch eine der vier verschiedenen Stereoisomere der Askorbinsäure enthalten. Im technischen System entsteht nicht nur die wirksame  L-(+)-Askorbinsäure, sondern auch die anderen spiegelbildlich zwar unterschiedlichen, aber ansonsten gleichen Moleküle.

Auf der sicheren Seite ist hier die Wahl mikrobiologisch hergestellter Präparate. Gentechnisch abgewandelte Bakterien sollten es dabei aber nicht sein, sonst unterstützt der Verbraucher eine bedenkliche Branche.

Übrigens dürfen die Hersteller ein nicht biogen produziertes Vitamin “natürlich” nennen. Nicht, weil es auch natürlich ist, sondern weil – im Falle der Vitamin-C-Herstellung – die Kohlenhydrate natürlich (biogen) sind, von denen die Synthese-Kette ausgeht. Da fragt man sich, warum die Hersteller solche Wirkstoffe nicht besser “naturidentisch” nennen.

Der Begriff “natürlich”, der ja schöner klingt, kann hingegen auch auf die oben angesprochenen Präparate mit Vitamin A und Alpha-Tocopherol zutreffen.

Wie der Verbraucher getäuscht wird

Die Pharmaindustrie und Schulmedizin haben kein Problem mit Annahmen und Vermutungen und deren Umwandlung in Dogmen und Beweise, vorausgesetzt, dass man damit gut Geld verdienen kann.

Was man da in der Praxis erwarten kann und wie gut bzw. schlecht die Wissenschaft dabei aussieht, das beweisen die immer häufiger werdenden Rücknahmen von Studien, die in der Regel mit gefälschten Ergebnissen, Daten, Plagiaten etc. arbeiten, um das zu beweisen, wofür der Auftraggeber die durchführenden „Wissenschaftler“ bezahlt hat (Science publishing: The trouble with retractions).

Fazit

Schulmedizin und Pharmaindustrie warnen eindringlich vor Vitaminen und deren verheerenden Folgen für die Gesundheit (wenn man diese unbedacht und in Eigenregie zu sich nimmt). Trotzdem scheuen diese sich nicht, Vitamine selbst herzustellen und zu verkaufen. Auf der einen Seite warnt man vor natürlichen Vitaminen.

Auf der anderen Seite schmeißt man selbst synthetische Vitamine auf den Markt, als wenn auch auf diesem Sektor die Chemie besser ist als die Biologie.

Damit wird für mich zumindest sonnenklar, dass die Warnungen vor Vitaminen nicht auf einer Sorge um die Gesundheit der Menschen beruht, denn dann würde man selbst keine Vitamine produzieren.

Vielmehr wird anscheinend deshalb vor natürlichen Vitaminen gewarnt, damit der Platz frei gemacht wird für die eigenen chemischen Varianten.

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Beitragsbild: 123rf.com – kerdkanno

Dieser Beitrag wurde letztmalig am 23.02.2021 aktualisiert.

René Gräber

René Gräber

Seit 1998 bin ich in eigener Naturheilpraxis tätig und begleite seitdem Patienten mit den unterschiedlichsten Beschwerden und Erkrankungen. Dabei spielen zahlreiche Vitalstoffe in der Behandlung eine Rolle, die in zahlreichen Fällen enorm helfen können.

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